Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

15 rigen seelsorglichen Betreuung froh sein mußten, diese Pfarrteile ab- zustoßen. Eine Jakobuskirche von Grünau ist in Kremsmünsterer Ur- kunden schon aus dem Ende des 13. J ahrhunderts bezeugt 131 ). Das Fehlen echter Pfarrneugründungen über einen Zeitraum von mehr als 100 J ahren zeigt die starke Verzweigung des Pfarrnetzes schon im 15. Jahrhundert und das Beharrungsvermögen der kirchlichen Ver- waltung·sorganisationj b) Form e ll e Pfarr e rh e bun ge n. ( Als formelle Pfarrerhebungen sind jene Fälle anzusprechen, in welchen Filialkirchen und die entsprechenden Sprengel durch eine be- urkundete Erklärung der zuständigen Behörde ausdrücklich zu Pfarren erhoben werden. Diese Art der Pfarrerhebung ist verhältnis- mäßig selten, wenn auch die wenigen bekannten Fälle keineswegs ein abschließendes Urteil ermöglichen. Ein sicheres Beispiel für diesen Vorgang ist P e r g im Machland. 42 Oktober 15 verlieh der päpst- liche Legat Girolamo Verallo dieser Filiale von Naarn die pfarrlichen Rechte 132 ) . In Perg hatte 1416 der Freistädter Bürger Konrad Pestel eine Frühmesse gestiftet 133 ) . Nach Ausbruch der Glaubensspaltung scheint der Posten nicht mehr besetzt, sondern von Naarn aus ver- sehen worden sein. Der in den Vierzigerjahren eintretende Verfall der katholischen Religion brachte wie überall auch in Perg die Abstoßung der Filiale von der Mutterpfa rre. Pfarrer Leonha rd Tüngl von Naarn hielt trotz des Protes tes der Perger Bürgerschaft keinen Kaplan mehr und vernachlässigte den Gottesdienst in Perg. Als alle Beschwerden nichts fru chteten, wandte sich die Bürgerschaft an Nuntius Girolamo Verallo in Wien, der die Klage als zu recht bestehend anerkannte und den Pergern die Erlaubnis gab, nach einer achttägigen 'Frist von der Auss tellung des Briefes einen Kaplan aufzunehmen, dem der Gottes- dienst , die Predigt, die Spendung der Sakramente und die Seelsorge zu- stünden. ,,Zu einer Refusion vnnd Pfärrlich Recht" hatte der Kaplan dem Pfa rrer von Naarn jährlich 2 fl. Rh. abzuführen 134 ). Im Rahmen der damaligen Rechtsverhältnisse war das eine formelle Pfarrerhebung. Vielleicht steht mit der Tätigkeit dieses Legaten auch der Ausbruch von Z e 11 bei Z e 11 h o f aus der Pfarre Naarn im Zusammenhang, der gleichfalls 1542 erfolgt sein soll 135 ) . Dasselbe wird für 1542 von 1 3 1 ) Zur ä ltes t en Geschichte der Pfarre Griina u, LQSch., Bd. XXII (186!!}, S. 113 ff. und Pillwein B., Bd. II, Traunkreis , S. 405. 13 2 ) Stra ßma yr E., Das Archiv der Ma rktkommune P erg, S. 14. 1543 ga b Abt Herma nn von Baumga rtenberg dem Ma rkt Per g eine deutsche Obersetzung nnd Vidimus der vorgena nnten Urkunde. B., Der Mar kt P er g , UBLT., Bd. XXV (1905) vom 27. August. Der Name des p äps tli ch en Nuntius am K a iserhof i st dort unrichtig geschrieben . Ober Ver a llo vergl. P astor , Geschi ch te der Päpst e Bd. V, 1- 4, an viel en Stellen. 133 ) In der H s. 16 des Markta r chives P erg, BI. 1, is t d ie Abschrift der Ur- kunde mit der unri chtigen Übersch r if t „Stiftsbrief über die Pfarre Perg" ver- sehen. 0 •) Päpstli ch er Lega t en Bst iittbrief über die Pfarr P erg ebenda BI. 7 f f. 1 3 •) Nach Oberwald er 0., Unter es Miihl viertel, Bd . I, S. 90, is t die K irch e von Zell bi s 1542 Fili a le von Naarn. Stelzmüller L . sagt in sein er vorziiglich en Ma rkt-

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