Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

417 nur zwei J ahre im Land ob der Enns, so bedeutete dennoch diese öffentliche Tätigkeit in einem Land des katholischen Ferdinand einen neuen Abschnitt in der Geschichte des Luthertums. Der erste Schritt war getan, die neue Lehre auf dem Wege der Tat, unbekümmert um Landesfürst und Bischof, einzuführen. Der Vorstoß stellte sich aller- dings als verfrtilit heraus und blieb in der Zeit von 1525-1530, in der das Luthertum mächtig in die Halme schoß, eine vereinzelte Er- scheinung. Vor dem Ernst Ferdinands wich der Jörger 1527 zurück. Daß aber ein Sproß der reichen, mächtigen Jörger diesen Schritt unter- nommen hatte, verleiht dieser Episode ein besonderes Gewicht. Er konnte die Tat nur wagen, weil er nicht allein stand. Eine Abschätzung der Kräfte mußte ihm sagen, daß man einen Versuch ri skieren durfte. Vom Landeshauptmann hatte er nichts zu fürchten, C y r i a k v on P o 11 h e i m s t a n d g e r a d e i n d e n J a h r e n 1 5 2 5/1 5 2 6 i m v e r t r au 1i c h e n B r i e f w e c h s e 1 m i t A 1b r e c h t v o n B r an- d e n b u r g·, d e m H o c h m e i s t e r d e s D e u t s c h e n R i t t e r- o r d e n s 50 ), den er in seiner Eigenschaft als Obersthofmeister des Erz- herzogs Ferdinand auf dem Generallandtag der österreichischen Länder zu Augsburg kennen gelernt ha tte. Nach dem Vorschlag Ferdinands über die Session sollte der Hochmeister des Deutschen Ritterordens zuerst ansitzen"'). Dieser Fürst war anfangs 1525 im Einverständnis mit König Sigismund von Polen zum Protestanti smus übergetreten, hatte das Deutschordensgebiet wider die Eide, die er der Kirche, dem Orden und dem Reiche geleistet, in ein weltliches Herzogtum Preußen verwandelt und es von der polni schen Krone zu Lehen ge- nommen. Eine Bitte des Papstes Klemens VII. an Karl V. um Ablehnung dieser Veränderung blieb erfolglos 58 ) . Der Verkehr des Cyriak von Pollheim mit diesem mächtig·en Fürsten kann als Beweis dafür gelten, daß die maßgebenden Männer der politischen Neuorientierung gerade in den ersten Jahren einander in die Hände arbeitet en und daß auch die kirchlich-politische Entwicklung· im kleinen Land ob der Enns im engen Zusammenhange mit den Vorgängen in Deutschland und den übrigen österreichischen Erbländern verlief, wenn auch die Ding·e hierzulande ihr scharfes eigenes Gepräge aufweisen. a l s Schwärmer und Phantasten ilinzustellen. F ii r die Zeit von 1525- 1527 ist dies nicht erwiesen. '°) Iloheneck schreibt in se intir Geneal ogie, Bd. II, S . 138 : ,,Von der Königin Maria zu Ilungarn u nd Böh eimb wie auch vom Markgrafen Albrecht von Bran- denburg Teutsch-Ordens Hoch-Meister n seyn versch iclene eigenhändige und gantz Vertrauensvolle an di sem Renn Cyr iac von Polheimb l a utende Hand Brieffl und Roscr ip ta bei denen Herren Grafen von Polheimb absonder lich de An no 1525 u nd 1526 vorhanden." Laut Zuschrift des Herrn Archivpflegers Oberlehrer J osef Ber- li nger in Timelkam von lD32 August 29 an m ich , sind die B ri efe des A lbrecht von Brandenburg nn Cyriak vo n Pollheim im Wartenburger A r chiv ni cht mehr vorhanden. 57 ) Landesarchiv, Statthaltereiakten, Btl. XLIX. 58 ) Pastor L., Geschichte der Päpste, Bd. IV, 2. Abt., 10.-12. Auflage, S. 403 f. 27

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