Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

412 ganz Deutschland trug. In diesem Zusammenhang handelt es sich nicht um den Prozeß gegen Käser im Rahmen der Zeitgeschichte 38 ), sondern nur um die Anfänge des Luthertums in Waizenkirchen und den Einfluß des Vikars darum. Um 1523 tauchen Studenten aus Waizenkirchen in Wittenberg auf 30 ). Es ist wohl kein Zweifel, daß die Auswahl dieser Universität im Zusammenhang· mit dem Pfarrvikar steht, der seit ungefähr 1517 die Pfarre Waizenkirchen für den Pas- sauer Domherrn Dr. Perg·er verwaltete. Käser entstammte einer vor- nehmen österreichischen Familie und war in Raab geboren. Nach Studien an verschiedenen Orten, u. a . in Leipzig, dürfte er in Passau zum Priester geweiht worden sein und tritt um 1517 als Vikar in Waizenkirchen auf. Da er mit Pfarrer Johannes Pranndt von Eferding als Deleg·ierter des obderennsischen Klerus in Passau weilte, um mit Bischof und Domkapitel gegen die Türkensteuer Ferdinands I. zu pro- testieren, dürfte er das Vertrauen seiner Mitbrüder besessen haben 40 ). In der Zeit von 1520-1524 wandte sich Käser dem Luthertum zu, wurde von seinem Pfarrer bei dem Administrator Ernst angezeigt und ver- mutlich im Herbst 1524 nach Passau vorgeladen. Nach dreitägigem Gefängnis mußte er sich vor dem Konsistorium auf die „Regensburger Ordnung" verpflichten und „bei seiner trui angeloben der Lutterey müessig zu geen" . Mit dem strengen Verbot der lutherischen Predigt schickte ihn die bischöfliche Behörde wieder nach Waizenkirchen zu- rück. Nach einem halben Jahr g·ab er seinen Posten auf und schloß sich nunmehr gänzlich Luther an. 1526 Juli 5 ließ er sich in Witten- berg immatrikulieren, besuchte 1527 seinen schwer erkrankten Vater in Raab, wurde nach fünfwöchentlichem Aufenthalt in der Heimat vom Richter in Raab verhaftet, am 5. März in das Landgerichtsgefängnis nach Schärding und am 6. März in die Festung Oberhaus überstellt. Am 18. Juli fand auf dem Domplatz das Gericht statt. Käser wurde wegen vierfacher Verfehlung (gegen die Bannbulle Leos X. wider Luther, das Wormser Edikt, die Regensburger Ordnung· und seinen eige- nen Eid) zur Degradation und Auslieferung· an die weltliche Gewalt verurteilt und die Degradation sofort vollzogen. Herzog Wilhelm ver- urteilte ohne neues Verfahren Käser kurzerhand zum Feuertod und trotz hoher und höchster Rettungsversuche wurde das Urteil 1527 August 17 am Gries in Schärding vollstreckt : ,,Ein junges, ideales Menschenleben hat damit ein allzufrühes und obendrein höchst tra- gisches Ende gefunden (Leeb)." Wenn auch die Hinrichtung angesichts der überaus zahlreichen Wiedertäuferexekutionen nicht den Eindruck auf die Zeitgenossen machte, den man sich heute vor5tellt, so erlosch doch die Erinnerung an Käser, der als frommer Mensch erscheint, nie ganz und sein Tod förderte nur das Luthertum. 38 ) Dieser soll in dem Band „Glaubensspa ltung und Landstände in Oster- reich ob der Enns 1525-1602' ' eingehend gewürdigt werden. 89 ) Bergmann in Schmidls B lättern für Literatur und Knust, 1844, S. 208 . Vergl. Czerny, S. 57, Anm. 2. 40 ) Allzuviel möchte ich daraus nicht ableiten. Man nahm für derartige Missionen stets Abgesandte, die nicht so weit vom Gesandtschaftsziel entfernt waren. Außerdem führten doch den Vikar sicher öfters Geschä·fte zu seinem Oberpfarrer nach Passau.

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