Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

411 a ußerdem eine allmähliche, schrittweise Annäherung an die neuen Lehren, ohne daß die davon ergriffenen Geistlichen entsprungen wären. Di e Untersuchung müßte sich also nach diesen zwei verschiedenen Rich- tungen bewegen. Als Beispiel für die erste Richtung kann Mo n d s e e dienen, wo um 1524 bereits die Patres Ludwig, Georg und Anselm ab- gefallen waren und die Patres Christophorus und Romanus folgt en. Georg und Romanus kehrten wieder zurück"'). Die Genannten waren Professen des Abtes Wolfgang Haberl. P. Ludwig hatte 1514 Jän- ner 1, P. Georg 1520 November 15, P. Anselm 1520 April 18, P. Chri- stophorus 1511 Mai 1 und P. Roman Priester _1509 Oktober 20 die Profeß abgelegt 32 ) . Die Patres Roman und Christophorus hatten sich a ls Schriftsteller betätigt 33 ) . Da Abt Wolfgang bei seinem Tode (1521) das Haus in blühendem Zustand hinterlassen hatte, zeigt diese Wand- lung, wie rasch ein Verfall eintret en kann. Ein Beispiel der inneren Umwandlung der Anschauungen bietet S t. F 1o r i a n, wo wir die Beschäftigung mit der Theolog'ie Luthers bereits fes tstellen konnten. Das Zeugnis stammt allerdings erst aus dem Jahre 1528. Damals schrieb der vidierende Florianer Chorherr auf die Totenrotel des Chorherren- stiftes Eberndorf in Kärnten lateinisch die auffallenden Worte: ,,Auch in unserem Kloster des hl. Martyrers Florian hat dieser Fürbittenbettler seines Amtes gewaltet. Möchten wir doch, solang·e wir leben, für unsere Angelegenheiten dadurch sorg·en, daß wir würdige Früchte der Buße bringen, damit wir ni cht, indem wir allzuviel den Verdiensten fremder Werke vertrauen und dem, was wir uns selbst nicht erworben, enttäuscht in der Hölle endlose Strafe erleiden""'). Die Spitze gegen die Totenmessen und die „Werkgläubig-lrnit" ist unverkennbar. über Mä r k t e und g· r ö ß e r e O r t e liegen keine Nachrichten vor, ausg·enommen über W a i z e n k i r c h e n. Diese Ausnahme hängt mit der Person des Vikars von Waizenkirchen, L eo nhard Käs e r, zusammen, mit dem die bekannteste Erscheinung der obderennsischen Reformationsgeschichte vor uns steht 35 ) . Der Prozeß dieses Mannes und sein Tod auf dem Scheiterhaufen zu Schärding 1527 August 16 machte schon zu seiner Zeit ein solches Aufsehen, daß sowohl Luther wie Dr. Eck. 30 ) in eigenen Schriften zu diesem Vorfall Stellung nahmen, während eine kleine anonyme Flugschrift 3 7 ) den Namen Käsers durch ") Nach Au fze i chnungen des Leonhard Schilling , Ra upach , Bd. II , S . XXXIV. "') Lindner P., Das Profeßbuch der Benediktinerabte i Mondsee, AGDL.. B el. II (1905), S . 153 f. 33 ) Ihre Werke bei Sta ufer V., Mondseer Gelehrte, Melker GPr., Bd. XV (1865). s. 14. 34 ) Der lr,te inisch e 1'ex t bei Czerny A . , Di e B ibliothe k des Ch orherrenstif te, St. F lorian, S. 90, Anm. l. ") Außer den Monograph ien von Leeb F . , Leonhard Käser, 1928, und Roth F ., Leonhard Kaiser, 1900, die Aufsätze Prechtl H., Leonha rd Käser, UBLT. (1902), Nr. 2G, Töni g A ., Lienhart Kayser, ein Erstling des Protestantismus in Ober - ös teneich, UBLT . (1910), Nr. 2, Leonha rd Kaiser, Zum Gedi.ichtnis seines Flammen- todes am l G. Augus t 1527 in Schärding a. I ., BWLT. (1927), Nr. 33. 36 ) Vollständig abgedruckt bei Leeb, S. 81 ff. mit Anmerkungen von Zoepfl Fr. 37 ) Vollständig bei Leeb , S. 70 ff . mit Einleitung von Zoepfl Fr. Das Titel- bild der Hystor i mit dem Tros tbrief Luthers a n Käser a bgedruckt bei Koch J .. L nther und das La ndl , 1931, S. 15. Dort a uch das L. Kaiser-Denkmal in Schär- d ing 1927, S. 84 .

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