Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

410 Zitation und berief ·sich auf seine Amtspflicht. Ferdinand I. hüllte sich auf alle ständischen Vorschläge in Schweigen. Der Ausgang dieser Handlung gegen den Linzer Vikar ist unbekannt" 8 ) . Nach der Quellen- lage müßte er 1524/1525 mit seinem neuen Evangelium hervorge trete 1 sein. Die zwei letzten lf. Städte Freistadt und Vöcklabrnck liegen außer- halb der Bezeugung· von Frühfällen des Luthertums, traten aber in der Hochflut der Täuferbewegung· als starke Stützpunkte des Anabaptismus hervor. In der Gegend von F r e i s t a d t scheint der abgefallene Geist- liche Hans Schlaffer gewirkt zu haben. Er war 1511 ordiniert worden, im Land ob der Enns in der Seelsorge gestanden und hatte um 1524/ 1526 das „lautere Evangelium" gepredigt. Nach dem Verbot durch die kirchliche Behörde trennte er sich 1526 von der alten Kirche, lebte einige Zeit auf Schloß Weinberg bei den Herren von Zelking·, schloß sich dann den Wiedertäufern an und wurde 1528 zu Schwaz in Tirol enthauptet" 0 ). Für V ö c k 1ab r u c k muß von Anfang· an der Einfluß der Pollheimer auf Wartenburg ein Wegweiser nach Wittenberg ge- wesen sein, dies umso mehr, als Cyriak von Pollheim Landeshaupt- mann und ausgesprochener Anhänger der neuen Richtung war. Aus der Stadt stammte der erste Wiedertäuferbischof im Land ob der Enns, Leonhard Schiemer. Er war der Sohn einer ang·esehenen Familie, hatte nach Studien in Wien und anderen Hochschulen als Geselle bei einem Pfarrer im Land ob der Enns gedient, trat dann in den Barfüßerorden in Judenburg ein, entfloh nach sechsjährigem Aufenthalt nach Nürn- berg und lernte das Sclmeiderhandwerk. Er besuchte dann das Täufer- zentrum Nikolsburg, ließ sich in Wien_ durch Johannes Hut für die Täuferei gewinnen, betätigte sich 1527 als Täuferapostel in Steyr und wnrde 1528 zu „Rottenburg· am Inn" enthauptet 30 ). In den verschiede- nen Phasen seiner Wandlung· spiegelt sich so recht das chaotische Durcheinander seiner Zeit ab. Liegen auch nicht von allen Städten des Landes für die Jahre 1520-1524 ausdrückliche Zeugnisse des ein- wurzelnden Luthertums vor, fehlen auch für manche die Führergestal- t en, so berechtigen doch die beigebrachten Nachweise, besonders im Bund mit dem Gang der Ereignisse zur Annahme, daß in allen Städten des Landes in diesen vier Jahren Luthers Geist kräftig Boden faßte und di e Anhänger der alten Kirche in die Verteidigung drängte. c) S o n s t i g e Anfang· s f ä 11 e. Von hohem Interesse für die Anfänge des Luthertums im Land ob der Enns wäre die geistige Umwandlung· der K 1 ö s t e r. Leider lagert über dieser Frage völliges Dunkel. Das einzige sichtbare Zeichen der eingedrungenen Neuerung, Austritte von Konventualen, ist weder bei allen Klöstern festges tellt, noch ist es allein ausschlaggebend. Es gab 2 8 ) Czerny A., Die Anfänge der Reformation in der Stadt Steyr, S. 27 f. ~•) Jäkel J . , Zur Geschichte der Wiedertäufer in Oberös terreich und speziell in Freistadt, LMB., Bd. XLVII (1889), S. 61. Schlaffer i s t Verfas er mehrerer Schriften . 30) Jlikel J., a. n. 0 ., S. 45 f.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2