Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

408 liehe Beziehungen eines Adeligen zum Grafen . Sebastian Schlick zu dieser Berufung. Mit den beiden Eleutherobii liegt jedenfalls ein noch ungeklärter Sachverhalt vor. In Linz trat Leonhard Eleutherobius als „teutscher Schuel- und Rechenhalter" auf2°), dürfte aber kaum an der katholischen Pfarrschule gewirkt, sondern scheint als Privatlehrer ge- lebt zu haben"). 1524 veröffentlichte er als „teutscher Schulmeister zu Linz" eine deutsche Übersetzung cler Schrift des Wittenberger Pfarrers .Johannes Bug·enhag·en „Was und welches die Sund sei in den heiligen Geist, davon Sankt Matthäus am 12. cap. redt, die nicht vergeben wird," schrieb dazu eine scharf ausfällige Vorrede und gab zum Schluß einen Unterricht über die Art, die Psalmen zu lesen 22 ) . Der Schrift kommt deshalb eine große Bedeutung· zu, weil sie d a s e r s t e ö ff e n t 1i c h e l i t e r a r i s c h e H e r v o r t r e t e n d e s L u t h e r- t u m s n i c h t n u r i m L a n d o b d e r E n n s, s o n c1 e r n i n d e n ö s t e r r e i c h i s c h e n E r b l a n d e n ü b e r h a u p t ist. Daß dieser heftig e Angriff auf die alte Kirche gerade im Land ob der Enns erfol gte, verlieh diesem Land von Anfang an jene Vormacht- stellung· im erbländischen Protestantismus, die es später unbestritten innehatte und 1626 mit seinem Blute besiegelte. Ebenso bezeichnend war, daß diesem verwegenen Angriff keine einzige katholische Feder zur Abwehr oder Richtigstellung entgegentrat. In der Vorrede 23 ) ent- wickelte Eleutherobius unter offener Anspielung auf die kirchlichen Linzer Verhältnisse folgende Gedanken: Das Wort Gottes war lange Zeit von den Regenten der Gemeinden selbst unterdrückt. Vor einiger Zeit rühmte sich ein solcher Bauchdiener, er wisse die Wahrheit und das Wort Gottes so wohl zu predigen und verkündig·en als keiner aus- genommen, aber wo wollte er und sein Herr die Pfründe oder Nahrung in Zukunft haben? Dieser verleugnete Gott weg·en der Bauchfüll. Er gibt jedem zu erwägen, wie es den Miltenbergern 24 ) erging·. Manche Prediger plärren auf der Kanzel, Maria, die gebenedeite Mutter Gottes, sei mehr als das Wort Gottes. Doch man muß an unser Frauen Tag solche Dinge zu sagen haben, damit clie Stunde der Predigt ausgefüllt werde, denn man studiert nicht gern und eben die, welche unsere Frau so herfür putzen und schier eine Abgöttin aus ihr machen, sind ihre höchsten Schänder. Ein Hund ist der, der öffentlich zu dem Evangelium und Paulus sagen darf, du lügst. Denn was ist es anderes ? Die einen beweisen alles aus der hl. Schrift, die anderen mit Aristoteles und dem „Meister mit den viel Sinnen". Die Unterdrückung der Wahr- heit ist die Sünde wider den Geist. Mit der Aufforderung, nicht bei des Papstes „bott" und bei den Kirchengesetzen, sondern bei Gottes 20 ) über ihn auch Bossert G., Zwei Linzer Reformationsschriftsteller, JGPü. , Bd. XXI (InOO), 8 . 131 ff. und Raupach B., Bel. II, S. 25 f. 21 ) Ziegler .A.., Kurze Geschichte des Volksschulwesen s des Stadtschulbe- zirkes Linz, S. 9 f. 22 ) Vergl. das Titelbl att, Lichtbild, Tafel 16. 23 ) Vollständig abgedruckt z. B. bei Raupach, Bd. II, Beilagen, S. 42 f f . Vergl. die Lichtbilder dieser Arbeit. 24 ) Unterfränkische Stadt am Siidfuß des Spessart mit einem damals ku r - mainzischeu Schloß. über die Miltenberger Scultetus und Seckeudorff, vergl. Raupach, Bd. II, Beilagen, S. 43, Anm. a.

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