Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

407 Zwei weitere Herde der Verbreitung_des Luthertums wa ren Wels und Linz. W e 1 s mit Schloß Pollheim in seinen Mauern stand unter stärkster Beeinflussung des Geschlechtes der Pollheimer, das auch in dieser Linie zu den Erstlingen des Luthertums im Land ob der Enns gehörte . Ein Sohn dieser Stadt war bereits 1523 in Wittenberg im- matrikuliert15). Eine Persönlichkeit, an die sich, wie z. B. in Gmunden, die Anfänge des Luthertums knüpfen, fehlt in Wels. Christoph Eleu- therobius oder Freisleben 10 ), der 1524 als Privatlehrer in Wels auf- tauchte, spielte eine andere Rolle als sein Bruder in Linz, wenn wir auch die beiden zur ersten Precligerwelle rechnen dürfen, welche die reichsdeutschen Territorien und Städte von jetzt an in ununterbroche- ner Abfolge über die ös terreichischen Erblande hinsandten. Er schloß sich der auch in Wels mächtig· ansteigenden Täuferbeweg·ung an, ver- teidigte 1528 in einer eigenen Schrift die Wiedertaufe 11 ) , flüchtete sich im selben Jahre vor der kaiserlichen Visitation nach Deutschland, kehrte aber später wieder zur katholischen Kirche zurück. 1547 bot ihm Bischof Nausea von Wien sogar das bischöfliche Offizialat und das Amt des Syndikus der Wiener Universität an. In dieser angesehe- nen Stellung entfaltete der ehemalige Wiedertäuferapost el bis 1558 eine reiche schriftstelleri sche Tätigkeit 18 ). Etwas besser sind wir über die Anfänge des Luthertums in Linz unterrichtet . Hier stehen im Vordergrund der Ereignisse Leonhard Eleutherobius, der Bruder des vorhin genannten Welser Lehrers, und der Vikar der Stadtpfarrkirche. L e o n h a r d E 1e u t h e r ob i u s, scheint seinem begabten Bruder noch überlegen gewesen zu sein und hatte, wie seine späteren Schriften beweisen, humanistische Studien getrieben. Bereits 1523 hatte er eine Schrift über den neuen Gottesdienst in der Pfarrkirche der Stadt El- bogen an der Eger veröffentlicht 10 ), war also mit der Umwandlung des alten Kirchemvesens in das neue wohl vertraut. Das ist auffällig. Es ist die Annahme nicht ganz von der Hand zu weisen, daß Leon- hard Eleutherobius wi e vielleicht auch sein Bruder Christoph von Anhängern der lutherischen Bewegung in das Land ob der Enns be- rufen und in den Städten Linz und Wels angesetzt wurden. Beide waren unterrichtete Männer, tauchen 1524 im Land ob der Enns auf, und zwar beide ohne öffentliche Stellung. Vielleicht führt en persön- 1 •) Czerny A., Del' ers te Bauernaufstand, S. 57. '") Bossert G., Chl'i s toph Eleutherobius oder Freis leben , JGPö ., Bd. XXIX (1903), s. 1- 12. 17 ) .,Vom wahrlrnfftigen Tauff Joannis / Chr isti vnd der Aposteln . Wenn und wi e der K inder-'r auff angefangen und e ingerissen h at. Item. Wie alle Wider- 1·eden des Widerchristen wider den T a uff soll en verantwort weTden . Durch Stoffel E leu therobion gesehTi eben . .Anno Domini MD. XXVIII. in 4. ' ' Raupach, Bd. II , S. 25, Anm. c. 1 8 ) Boss el't G., a . a.. 0., S. 4. Ein Brief des Christoph E leutherobius au Erasmus von Rotterdam von 1531 Apr il 3 bei En tli oven , Briefe a n Desider ius Eras - mus von Rotterdam, S. 117, Nr. 91. 10 ) .,Ordnung / wie es soll mit dem Gottesdienst / und desselben Dienern in der Pfarrkirchen der Stadt E lbogen geha lten werden / durch den wolge boren en Gn1fen und Herrn / He rrn Sebastian Sch li ck / Grafen zu P assau / Herrn zu \Veys- K irchen u nd Elbogen etc. ~Iit sampt dem Ratt daselbs t u n d jrer Gemain in ·c 1tri sto besch lossen und aufgericht. Anno Domini M. D. XXIII. Eleutherob ins , sed tanquam 'rheodulns invulgabat. in 4." Raupach, Bd. II, S. 26, Anm. d.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2