Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

404 Kirchenzucht betreffen sollte, sondern daß sie auf die Herzmitte, die heilige Messe, bezogen wird. Denn aus dem Zusammenhang geht hervor, daß die hl. Messe, wenn auch verschleiert, so doch ganz deut- lich dem „wahren Gottesdienst" gegenüberg·estellt wird. Der Kon- firmationsbrief ist daher ein schlagender Beweis, daß eines der ersten Herreno-eschlechter des Landes Luthers theologische Ansichten bereits vollstä~dig ijbernommen hatte. Nichts spricht dafür, daß diese Fa- milie mit dieser radikalen Schwenkung· alleingestanden wäre, im Gegen- t eil, wir dürfen eine Anzahl von Adelsfamili en auf den gleichen Pfaden vermuten. Der Trostbrief Luthers von 1523 September 1 an Bartho- lomäus von Starhemberg aus Anlaß des Todes seiner Gemahlin°) und die Haltung des Cyriak von Pollheim als Landeshauptmann zeigen den breiten Einbruch des Luthertums in die führenden Adelskreise des Landes. Auch die Aufnahme abgefallener oder zum Täufe rtum neigen„ der Geistlicher nach 1525 in Adelsschlösser spricht dafür , daß viele Familien bereits früher der alten Kirche den Rücken gekehrt hatten 10 ) . Es ist eine kleine Groteske der Geschichte, daß die zwei Familien der J örger und Scherfenberge, deren Verbindung mit Luther zuerst bezeugt ist, auch zu Luthers stärkstem Gegner und früherem Freund Dr. Johannes Eck vorübergehend Beziehungen unterhielten. 1516 hat te Dr. Eck auf seiner Reise nach Wien über Einladung meh- rere Tage im Kreise der Familie Scherfenberg auf der Donaufeste Spiel- berg geweilt und auf der Rückreise vom Landeshauptmann Wolfgang Jörger ein kräftiges Pferd zur bequemeren Fortsetzung der Reise zum Geschenk erhalten 11 ) . Als eines der sichersten Ergebnisse der Refor- mationsforschung im Land ob der Enns besteht di e Tatsache zu Recht, da ß das Luthertum vom Adel eingeführt und befestigt wurde. b) Di e S tädt e al s S tützpunkt e d es e indring e nd e n L u t h e r t u m s. Nach dem Adel und in enger Verbindung mit ihm waren die sieben landesfürstlichen Städte die ersten Mittelpunkte der stürmisch vor- wärtsdrängenden kirchlichen Neuerung. In allen Städten müssen wir für die J ahre 1523- 1524 bereits die ersten Anfänge der Täufer - beweg·ung annehmen, die 1526-1527 ihren Höhepunkt erreichte und dann blutig unterdrückt wurde. Da Adel und Bauernschaft sich vom Anabaptismus fernhielten und die Täufergemeinden im Land ob der Enns fast nur aus Handwerkern bestanden, waren in den Städten von Anfang an die Neugläubigen gespalten, obwohl bei dem Durcheinander 9 ) Czerny A., Der erste Bau ernaufs t a nd, S. 54. 10 ) Thomas Waldha user, K a pla n i n Grein, wurde um 1526 Pfl eger i n Kreuzen, das dem Gr afen Ha rd e c k gehör t e . Han s Schlaffer , e in geborener Oberösterrei cher , l eb t e nach se inem Abfa ll 1526 eine Zeitla ng be i den H erren von Z e lkin g . Ni col a don i A ., J oh annes Bün derlin von L inz, S. 24, Anm. 4. und S. 28, Anm. 4. Nach demselben Verfasser war J ohannes B ünderlin a ls P redi ger im Dienst des Bar tholomäu s von S t a r h e m b er g, Besi tzer von Wild berg, Riedegg u . a. A. a. 0., S. 19 f. 11 ) Czerny A ., Der ers te Bau ernau fs ta ud, S . 45 f .

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