Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

2. Der Adel und die Städte als Hauptförderer des Luthertums (1520- 1524). a) D e r r a s c h e A b f a 11 e i n e s T e i l e s d e s A d e 1s. 403, Der Aufenthalt Ferdinands I. in Linz 1521 und die Reichsacht gegen Luther, die in Steyr gerade angeschlagen wurde, als der Erz- herzog (Ende Juni) auf der Reise nach Graz die Stadt besuchte, hiel- t en den Adel nicht ab, offen auf Luthers Seite zu tret en. Der Landes- hauptmann Wolfgang Jörger von Tollet selbst sandte seinen ältesten Sohn Christoph 1521 als Schüler Luthers an den sächsischen Hof, seine Frau Dorothea stand fortan mit Luther im Briefwechsel und stif- t et e 1532 mit 500 Goldgulden ein Stipendium für arme Theologen nach Wittenberg 0 ) . Auch die Familie Scherfenberg neigte von· Anfang an Luther zu. Als der Vikar von Altmünster, Siegmund Neunfelder, 1521 Montag nach St . Michael (= 7. Oktober) einen Kaplan für die neue Allerheiligenkapelle außer dem Portal auf dem Freithof gestiftet hatte, bat er seinen „Herrn und Gevatter" Hans von Scherfenberg und die Brüder Georg, Christ oph und Wolfgang von Scherfenberg als In- haber der Herrschaft Ort und Kirchenvögte um die Genehmigung dieser Stiftung, die u. a. auch der St. Jakobsschloßkapelle im See- schloß eine Wochenmesse zusicherte 7 ) . 1521 Pfingstag vor sannd Mertn des heiligen Bischoffs tag (= 7. November) gaben die vier Scherfen- berge die Konfirmation über die Stiftung unter der Bedingung, ,,e s w ar d as durch sc hikhung d e s a llm ec htig e n gots i n g e m a i n e r C h r i s t l i c h e r k i r c h e n verenderung b e - s c h a c h e. d e r h a l b d i s e o r d n u n g a n I r s e l b s a 11 s h i e- f ä r g e n o m m e n v n d a u f g e r i c h t w o r d e n b e y b e s t e n- d i ge n kr ef ft e n v nd wird e n nit b es t e n v nd b e l e ih e n m ec ht e" . In diesem Fall sollten die Gilten und Zinse vom Vogt und den Zechleuten in anderer Weise zur Ehre Gottes und „zu wah- rem Gottesdienst " angelegt , genutzt und gebraucht werden. Und noch einmal ist die Bedingung in Klammer eingeschaltet ,,(so u e r w i e b e m e lt in d e r h e ili ge n C hri s tli c h e n kirch e n k a i n verandrang b e s c h i e c h t)" 8 ) . In dieser für die Landes- geschichte denkwürdig·en Urkunde ist zum erstenmal die „Veränderung in der christlichen Kirche" festgehalten. Das Entscheidende ist jedoch, daß diese „Veränderung" nicht irgendwelche äußere Punkte oder die 6 ) Fünf Brief e Luther s von 1532- 1535 in dieser Angelegenheit be i Raupach B ., Bd. II. , S. 62 ff. Im ers t en Brief 1532 Donners t ags n ach Oculi schre ibt Luth er f r oh: ,.Und bi n f r o / da ß Go t t ewr Her t z bewegt ha t / solch gut Werk yn Chris to zu bedencken/ Denn leyder itzt / au ch bey uns / da doch Gottes Wort / bis zum Uberdrus r eichlich gepredigt wird / sol cher Gn ad wenig oder ga r nichts schey net / sonder n v ielmehr das Wi ederspiel I daß sie yhre arme Pfarher schier ver - hungern l assen I beyde die von Adel / Bawr und Bürger ist y derma nn zu r a uben geneigt J mehr denn zu helffen." A . a . 0 ., S. 63. 7 ) S t a dta r chi v Gmund en, H s . 62, K opia lbuch der Herrsch aft Ort, BI. 451-459. 8 ) Das bi sher unbekannt e Ori g inal fand i ch im Ordina ria tsa r ch iv, F aszikel Altmüns t er . Vergl. die Lichtbilder, Tafel 13 und 14. Teilweise abgedruckt nach einnem Pergamentband mit Abschri f ten von Orter Urkund en bei Czerny A. , Der erste Bauernaufs tand , S. 54. 26*

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