Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

398 nächsten Abschnitt. In diesem Zusammenhang ist nur die Haltung· der ständischen Körp erschaft als solcher wichtig. Es zeigte sich, daß im entscheidenden Augenblick von einer Geschlossenheit der vier Stände k eine Rede war, daß vielmehr jeder Stand seine Sonderpolitik verfolgte . Der lokale Aufstand im Attergau richtete sich zu deutlich o·eo-en die Grundherrschaften Frankenburg, Kammer und Kogl, die vom b b d . Kaiser an Cyriak von Pollheim-Wartenburg und Siegmund Lu w1g von Pollheim-Parz verpfändet waren, als daß es für die Prälaten und Städte verlockend gewesen wäre, fremde Kastanien aus dem Feuer zu holen. Doch erklärte sich der Prälatenstand sofort bereit, seine Anschlags- quote zu begleichen, wenn der Landesfürst von seiner knapp vor dem Aufstand eingebrachten Geldforderung abstehe. Tatsächlich entrich- t ete der Prälatenstand die auf ihn fall enden 3000 fl. Dagegen standel4. die Städte mit ihrer Sympathie auf der Seite der Bauern. Wenng·leich die Vertreter der Städte offiziell die finanzielle Erschöpfung der Städte als Ursache der verweigerten Quote ausgaben, konnte über die wahre Ursache k ein Zweifel herrschen. Steyr erklärte ohne Umschweife, der Streit betreffe nur Adel und Klerus, die Streitfrage sei daher nicht mit dem Schwert, sondern auf dem Weg der Verhandlungen zu lösen" 0 ). Die Eifersucht auf die Privilegien des Adels, die bedeutende Last eines Viertels der Auslag·en als Beitragsquote für die Landesfinanzen, die wirtschaftlichen Wettbewerbsunternehmungen des Adels und nicht zu- letzt dessen geringschätzige Behandlung der „Pfeffersäcke", hatten einen tiefen Gegensatz zwischen Adel und Städten erzeugt, der bei jeder entscheidenden Gelegenheit zu Tage trat. Als Ferdinand L in Unkenntnis der Verhältnisse dem Lande die Brandschatzung auferlegen wollte, wehrte sich der Adel mit aller Kraft gegen eine solche Schwä- chung seiner Untertanen und erreichte schließlich um 5000 fl. die Ab- lösung dieser harten Maßnahme. Die Schuldigen scheinen nur mit Ge- fängnis und Geld gebüßt zu haben, zwei Berichte, deren einer von der Henkung von 11 Aufrührern in Schörfling, der zweite von einigen Hin- richtungen in Freistadt und an anderen Orten spricht, sind kritisch verdächtig 37 ) . Es gehört zu den Denkwürdigkeiten der Landesge- schichte, daß und wie der Adel im Bund mit den Städten mitten in der Erregung des ersten Bauernaufstandes unter dem Titel des reinen Evangeliums das Luthertum in das öffentliche Leben einführte und an die Spitze der Bauernforderungen setzte. Daß dabei Cyriak von Pollheim als Landeshauptmann im hervorrag·enden Maße beteiligt war, ist umso sonderbarer, als der Aufstand gerade in seinem Pfandgebiet den Hauptsitz hatte. Die richtige Auffassung dieser Vorgänge setzt die Darstellung des ersten Stadiums des Luthertums im Land ob der Enns voraus, die im letzten Abschnitt dieses Buches folgt . 36 ) Prevenhuber V., Annales Styrenses, S. 222. 37 ) Czerny A., a. a . 0., S. 140, Anm. 2 und S. 184. Doch scheinen einige Auf. ständische gefoltert worden zu sein. So Georg am Weißenbach, von dem der Be- 1·i cht sagt, er habe keine Strafe mehr erl egen können, nachdem er an einem Baum verendete, daran er gehenkt worden. Czerny, S. 183.

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