Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

394 hauptmann brachte dann die „große Nahme" bei Freistadt zu Ostern 1519 zur Sprache und deutete an, die fürstliche Durchlaucht wisse, wo die Feinde der Krone zu Ungarn und Böhmen, die man laut Mandat nicht unterschlupfen, hausen und hofen lassen dürfe, Unterschlupf und -Beistand zu dieser Nahme gefunden hätten. Es sei ganz offenkundig, daß eine „namhafte Person" zu der Nahme bei Freistadt Hilfe geleistet und davon „genug gehabt" habe. Das Geleitgeld verrechne der Land- schreiber, es betrag·e bei Kaufleuten 100 putsch. Bald nach dem über- fall bei Freistadt habe der Kardinal von Salzburg für seine Bürger sicheres Geleite vom Linzer Osterdienstagmarkt zurück verlang t, da sie Waren im Werte von 80.000 Putsch mit sich führt en und ein An- schlag vorbereitet sei. Um sie sicher durchzubringen, hätte er 32 Pferde und 50 Fußknechte beordet , als sich aber die Kaufleute über die Kosten beschwerten, 2 Edelleute mit 10 Pferden kostenlos mit g·eschickt, während die Kaufleute selbst für ihre Sicherheit sorgt en. Seit 4 Jahren sei ihm keine Geleitgeldklage gegen sich in Erinnerung, eine Recht- fertigung des Landschreibers wegen der Gelder lieg·e bei. Die Abfor- derung der Parteien vom ordentlichen Gerichtszwang und die Ausbie- tung von Pönfällen stellte der Jörger in Abrede, dag·egen hätten einige Herrenständler diese Abforderung vom Kaiser erworben . Geschenke, „Miet und Gab", die durch Pflicht und Ehre verboten seien, habe er nie empfangen, sondern sich im Gericht und außer Recht stets wie ein echter Ritter gehalten. Da die Vertreter des Herrenstandes zu Unrecht im Namen der ganzen Landschaft aufgetret en waren 20 ) und der Jörg·er die tiefe Ab- neigung des Hofes gegen das ständische Zwischenregiment zu seinen Gunsten ausspielte, drang der Herrenstand in Augsburg nicht durch und die Entscheidung in einer so wichtigen Sache ging an den Kaiser. Mit besonderer Absicht trat Cyriak von Pollheim am 13. September von Augsburg· weg als Vertreter des Landes ob der Enns seine Reise zur Kaiserkrönung Karl V. nach Aachen an, war er doch der kom- mende Mann im Lande und sollte dem Jörger die Hofgunst aus den Segeln nehmen 21 ) . Doch zog· sich die Angelegenheit lange hinaus, so- wohl der Dreierausschuß des Herrenstandes als auch Wolfgang Jörger stellten sich persönlich nach Worms und 1520 Dezember 4 erschien ein kaiserlicher Revers, der beiden Seiten eine zweite Schrift abforderte und eine dritte „Beschlußschrift" zuließ. Beide Parteien r eichten eine zweite Schrift ein, deren Inhalt nicht bekannt ist. Die Lage war unge- klärter denn je. Die Entscheidung reifte mit der Ankunft Ferdinands I. in das Land ob der Enns, wo der Jörger bei der Vermählung des Erbherrn mit Anna von Ungarn 1521 Mai 27 zu Linz, zum letztenmal als Lan- deshauptmann auftrat . Am 28. Juni verständigte Ferdinand von Sankt Gallen in Obersteier aus den Jörger , daß wegen der zu befürchtenden mit dem Ansat z bedroht worden . Au f 6 Giiter ma chte schließl~ch der La ndrichter .,mehr des Ungehorsams wegen " wirklich den Ansatz. 28 ) Dies geht aus der Anfra ge des J örger s von 1520 Sep tembe r 12, Anna l en, Bd. I, BI. 246, und den Antwor ten der Präla t en nnd Ritter unzweife lhaft hervor. 27 ) über seine Reise E der K., a. a. 0., S'. 34 ff . und 62 ff.

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