Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

390 weichend, seine Landsleute hätten von dieser Sache nichts gewußt, daher habe er darüber auch keine Befehle erhalten. Entschieden trat aber die Landschaft auf, als 1520 Jänner 20 die kaiserlichen Kom- missäre auf dem Linzer Landtag erschienen, um die _Erbhuldigung vor: zubereiten. Während früher die Stände stets zuerst die Privilegien- bestätigung erhalten und dann die Erbhuldigung geleistet hatten, wollten es diesmal die Kommissäre umgekehrt gehalten wissen. Nach langwierigen Verhandlungen stellten schließlich die Kommissäre den Landständen einen „offenen Schein" aus und diese leisteten am selben Tage (1520 Februar 16) die Erbhuldigung· an die Stelh-ertreter des Landesfürsten. Das Gericht, das Ferdinand I. 1522 über die Führer der Ständerevolution in Wiener-Neustadt hielt und das mit der Hin- richtung des Dr. Copinitz und anderer endete, zeig·te aufs deutlichste die Niederlage des ständischen Gedankens im Kampf gegen den Fürsten- absolutismus. In erstaunlich kurzer Zeit saß aber der Ständegedanke wieder im Sattel und trieb unter rücksichtsloser Ausnützung der Zeit - lage die Macht des Landesfürsten zurück. Die ungeheure Gefahr einer Überflutung des Abendlandes durch die Türken zog immer drohender herauf und lieferte den Fürsten fast völlig· den Landständen aus. Im Innern der Länder aber war die Glaubensspaltung bereits im vollen Gang·e. 3. Der große Kampf des Herrenstandes 1519-1521 gegen die Fort- führung der Hauptmannschaft durch Wolfgang Jörger. Cyriak von Pollheim Landeshauptmann. Auf dem entscheidenden Landtag vom 20. J änner bis 15. Februar 1520, auf dem die Kommissäre Karls und Ferdinands den Ständen nach erbitterten Verhandlung·en die Erbhuldigung abrangen, sprengte der schon lange zurückreichende Gegensatz zwischen Herren und Rit- tern die Einheit der Landschaft und entrollte vor den Augen der Vertreter der Thronerben ein Bild innerer Zerklüftung. Daß in diesem, den Landständen und ihrer Zwischenregierung· so gefährlichen Augen- blick, die Stände ihre persönlichen Interessen dem großen Ziel der Neuordnung des Verhältnisses zwischen Land und Erbherren nicht unterzuordnen vermochten, zeigt den Grad der angehäuften Erbitte- rung. Das Studium der Streitschriften 17 ) lehrt, daß sich die Spitze des Kampfes g·egen den Hauptmann Wolfgang Jörger persönlich richtete, während der Kampf als solcher um die Wiederbesetzung der Haupt- mannsstelle durch ein Mitg·lied des Herrenstandes ging. Nach dem Tode eiirns persönlichen Freundes und Lieblings Maximilians I. , Wolfgang von Pollheim (t 1512) 18 ) , vermochte der reiche und einflußreiche Ritter 17 ) Ich fand das bisher unbeka nnte wertvolle Material im Landesarchiv, Toll eter Akten, Bd. LIII, in dem Faszikel : .,1520/1521. Klage und Streitschriften des Herrenstandes Os terreich ob der Enns wider Wolfgang Jörger, Landeshaupt- mann und dessen Gegenschriften" und kann da her die Dars tellung in meiner Ar- beit „Die Stände des Landes ob der Enns 1519-1525", S. 30 f. , wesentlich ergänzen. Die Bilder der beid en Rivalen: T afel 15 uud 8. 18 ) Er hatte seinem Herrn zuerst in den N iederlanden gedient, saß mit Ma - ximi lian zu Brügge in der Gefangenschaft und vollzog im Namen des Kö1ligs .durch Prokuration da s Beilager mit dessen Gemahlin Ann a ,on Bretagne, indem

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