Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

365 Z e c h e n- u n d B r u d e r s c h a f t e n. Unter den „Älteren" der Bruderschaften war satzungsgemäß auch der Pfarrer, der hier neben Vertretern der Bürgerschaft seines Amtes waltete. Die rege Bautätig- keit und die Freude an der Ausstattung der Gotteshäuser wies den Pfarrvorständen die Rolle von Bauherren und Auftraggebern von Ge- schäften zu, die größtenteils den Handwerkern zugute kamen. Leider sind die „Gedinge" meist zugrunde gegangen. Den Gewinn aus diesen Bestellungen gaben die Bürger teilweise wieder an die Kirchen zurück. Der Bürgerschaft fällt der Löwenanteil im S t i f tun g s w e s e n zu 402 ). über die gemeinsamen Interessen hinaus bestand auf beiden Seiten große Anhänglichkeit und Freundschaft. In vielen Priestertestamenten tritt der Zug hervor, daß Geistliche in ihre Vaterstadt oder den Geburtsort zurückstiften' 63 ), Freunde ihrer Umgebung mit Legaten be- denken und sogar der Kinder nicht vergessen. Umgekehrt offenbaren auch Testamente von Bürgern frommen Sinn und gute Nachbarschaft zu den verschiedenen Kirchen. Z w e i S t e y r e r T e s t am e n t e von Angehörigen der gleichen Familie Fuchsberger beleuchten die Denkart der Bürger. Der letzte Wille des Hans Fuchsberger d. Ä. (1494 Sankt Ursula) trägt noch das streng kirchliche Gepräge der Zeit vor 1500' 0 '). Der Erblasser verordnete Gottesdienste am 1., 7., 30. und den großen Dreißiger in der Stadtpfarrkirche und im Kloster, vergabte der Drei- faltigkeitszeche 20 s freie Jahresgilt, 4112 Pf. Jahresgilt gegen eine Wochenmesse und warf Legate für Körperschaften und Einzelpersonen aus. Es erhielten u. a. die Sundersiechen 4 Pf., Altar und Tafel der Dreifaltigkeit 8 Pf., die Pfarrkirche 15 Pf. und die beste Schaube, je 6 Pf. gegen einen Jahrtag das Kloster, Spital in Steyr, St. Ulrich, Garstner Kirche, Gleink. Auch Kirchfahrten nach Ötting, Zell und St. Julian sollten von dem Gelde des Erblassers bezahlt werden. Das umfangreiche Testament Hans Fuchsbergers d. J. (1540 Mai 7) hält an der alten Kirche fest, zeigt aber ein etwas weltlicheres Gesicht 463 ). Es ver- fügte Gott esdienste am 1., 7., 30. und eine Spende an die Armen, die für das Heil seiner Seele beten sollten. Leg·ate fielen 100 Pf. zur Ge- bäudeerhaltung von St. Gilgen, 52 Pf. an die lateinische Schule zum Unterhalt des Schulmeisters, 50 Pf. für eine Orgel, 100 Pf. in das SpitaP 00 ), 24 Pf. Jahresgilt zur Ausstattung zweier grünen Jungfrauen. Das Bruderhaus erhielt einen Hof, das Freihaus auf dem Berg, Wein- gärten, Äcker und Wiesen, der Kasten 3 Pf. Jahresgilt für Seelbäder armer Leute. Unter den bedachten Einzelpersonen waren Königin Anna (eine vergoldete Silberschnur im Gewicht von 3 Mark), sein Schwager Johann von Schönburg, Domherr und Pfarrer von Sierning (einen Weingarten), der Garstner Pfarrer Stephan Brunhuber (10 Pf.),

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