Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

364 ligiöse Seite kommt in diesem Zusammenhang in Betracht. Innerhalb der Mauern seines Gotteshauses, in einer eigenen Kapelle oder im Kreuz- gang eines Klosters zu ruhen, erschien den Menschen als die Krönung des letzten Wunsches. Hier, im Schatten des hl. Opfers und frommen Gebetes war gut sein. über das ganze Land verstreut liegen die Erb- begräbnisse des Adels' 01 ). Neben diesen freundschaftlichen Beziehun- gen bestanden allerdings auch G e g e n s ä t z e u n d s c h a r f e S p a n n u n g e n. Sie lagen nicht nur auf den Gebieten der Vogtei und grundherrlicher Rivalitäten, sondern auch auf ureigenem kirch- lichen Boden. Das Bewußtsein der Reformbedürftigkeit der Kirche an Haupt und Gliedern war gerade im Adel sehr lebhaft. Viele Ade- lige hatten ein gutes Stück Europa samt den Gebrechen des damaligen Kirchenwesens mit eigenen Augen gesehen und den immer schärfer einsetzenden Kampf gegen die Kirche mit den Waffen der Satire und des Flugblattes mitverfolgt. Die zunehmende Schwüle vor dem Sturm lastete auch über vielen Burgen und Ansitzen. Schon 1521 stehen die Worte von einer „Veränderung in der allgemeinen christlichen Kirche" in einer Urkunde der vier Gebrüder Scherfenberg von Ort am Traunsee. Die rasche Zuwendung der Jörger, Pollheim, Starhemberg, Zelking, Landau u. a. zu Luther setzt eine weiter zurückliegende schwere see- lische Krisis voraus und verwandelte die früheren Vorteile eines g·uten Verhältnisses zwischen Adel und Klerus in doppelt verhängnisvolle Auswirkungen für die katholische Kirche. 2. Klerus und Bürgerschaft. Eine Reihe von Beweisen beleuchtet die guten, teilweise herzlichen Beziehungen zwischen Klerus und Bürgerschaft. An erste Stelle gehört tr~tz der gemachten Einschränkungen die Sprache der zwischen 1490 bis 1525 in Städten und Märkten neu gegründeten B e n e f i z i e n. Sind die übrigen Stiftungen ein Ausfluß des religiösen Sinnes, so wäre diese für neue Priester bestimmte Benefizien undenkbar ohne achtungs- volle Einschätzung· des Klerus. Selbst die Familienbenefizien reicher Patrizier, kirchlich verbrämte Renten für engere Verwandte, setzen voraus, daß der Eintritt in den Klerus eine Standeserhöhung bedeutete. Die Benefizien und Kaplaneien der Städte und Märkte waren fast aus- schließlich von Bürgerssöhnen besetzt. Ein weiteres Band knüpfte das ganze S pi t a 1- und Fürsorgewesen, das gerade in Städten und Märkten am besten ausgebaut war. Eine überaus wichtige Plattform, auf der sich Klerus und Bürgerschaft fanden, waren die 461 ) In Annaberg die Aspan von Hag, in Altenburg die Prager, in Engels- zell die Albrechtsheimer zu Wesen, in St. Florian die Volkensdorf, in Gallspach die Geimann, in Garsten die Losensteiner, in St. Georgen bei Tollet die Jörger, in Hellmonsödt die Starhemberge, in Kefermarkt die Zelking, in Lambach die Vetzinger zu Wildenhag, in Lorch die Scherfenberge, in Pupping die Schaun- berge, in Obertalheim die Pollheim-Wartenburg, in Rüstorf die Payß und Spiller zu Mitterberg, in Schleißheim die Grieutaler zu Kremsegg und Dietach, in Schöndorf die Perkheimer, in Sipbachzell die Meurl von Leombach, in Steinbruch die Starhemberge, in Traunkirchen die Hertzheimer, in Wels (Minoriten) die Pollheim, in Wilhering die Schaunberge usw.

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