Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

363 Es wäre ungerecht, zwischen Adel und Kirche oder Klerus nur das Band persönlicher Interessen zu vermuten. Dies bestand zwar ohne Zweifel, aber daneben liegen soviele B e w e i s e au f r i c h t i g e r F r ö mm i g k e i t u n d t i e f e r G l ä u b i g· k e i t vor, daß der vor- reformatorische Adel seinen Platz in Ehren neben den anderen Ständen behauptet. Mit bestem Beispiel gingen in diesen Tugenden die K a i s e r und L a n d e s f ü r s t e n selbst voran, denen sich der Adel durch den Grundsatz der Gefolgschaftstreue auch hierin verpflichtet fühlte. Fried- rich III. zeigte sich in seinen Stiftungen als treuer Sohn der Kirche, Maximilian I. ließ sich in Augsburg 1492 samt seinem adeligen Gefolge in die Bruderschaft des allerheiligsten Sakramentes aufnehmen. Im Gefolge befanden sich u. a. Wolfgang von Pollheim, Christoph von Scherfenberg und Georg Oedt aus dem Land ob der Enns. In noch schönerer Weise bekundete Maximilian I. seine fromme Gesinnung und seine Achtung vor dem Klerus des Landes bei seinem Hinscheiden in der Burg ill Wels. Seine erste Beichte legte der schwerkranke Kaiser 1518 Dezember 28 einem Gleinker Benediktiner ab, den er zu sich hatte rufen lassen. Abt Johannes von Kremsmünster, der den hohen Kranken in der letzten Zeit nie verließ, las am 11. Jänner 1519 die hl. Messe, a ls der Kaiser die Krankenölung empfing' 59 ) . In · vielen Fällen verband Adelige und Geistliche das Band p e r s ö n I ich e r Freund- s c h a f t, wie der Ausdruck „Gevatter" in manchen Testamenten und die Patenschaft Geistlicher bei Kindern Adeliger zeigt. Wahre Hoch- schätzung des geistlichen Standes spricht aus T e s t am e n t e n von Herren und Rittern. Ein seltsam schönes Beispiel ist das Testament des Christoph von Zelking von 1490, das auch die Stiftungsurkunde des Kefermarkter Altares darstellt 400 ). Dieser letzte Wille enthält soviele köstliche Züge, daß man in ihm den Herzschlag des Lebens verspürt. Da erhielt Schwager Bernhard von Pollheim die Vollmacht, einen dBr jüngsten Buben zu einem „Pfaffen", Wolfgang· von Pollheim die Be- fugnis, den andern zu einem Hofmann zu machen. Aber er soll ein frommer Hofmann bleiben! Der dritte Schwäger rät zu „Hofwerich und freilich nicht zu Priesterschaft". Aber der Erblasser schafft dem von seinen vier Söhnen, der geistlich wird, 1000 fl. Rh. zur Erlernung· der Kunst des Lateins und 200 Pf. J ahresgilt auf Lebensdauer, ob mit oder ohne Pfründe. Der älteren Tochter Barba ra schaffte er 500 Pf. in ein Kloster, ,,sofern sie ihr Wille darin trägt". Er setze ihr das an- heim, aber sie habe manchmal in Gegenwart ihrer Stiefmutter an ihm ,,g·efergelt". Aus diesen und anderen Verfügungen kann man die ehr- liche Hochachtung dieses welterfahrenen Edelmannes vor Kirche und Priestertum ablesen. Einen letzten Beweis für die engen Beziehungen zwischen Adel, Kirche und Klerus darf man in der h o h e n E in- schätzung d es Erbbegräbnisses in Klöstern und Kirch e n erblicken. Nicht die rechtliche Seite dieser Frage, die in die Zeit der Eig·enkirche hinabreichte, nicht die geschichtliche, die mit Klostergründungen und Stiftungen zusammenhing, sondern nur die re- HO) Stülz J. , Kaiser Maximilians Hinscheiden in der B nrg zn Wels, LMR., Bd. III (1839), S . 87 ff . HO) Vollständig bei Oberchristi F., Kefermn1·kter Alto1·•, S. 3 ff.

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