Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung
7 Die in dieser Arbeit gebrachten Erg·änzungen und Berichtigungen ver- bessern das Bild des Pfarrnetzes und der Benefizien, wollen aber noch keinen Anspruch auf volle geschichtliche Treue .:erheben. Die Pfarrver- -zeichnisse im Anschluß an den zweiten obderennsischen Bauernaufstand 1594-1597 21 ) bestätigen den für den Begriff Pfarre und die Zählung der Pfarren in dieser Arbeit eingenommenen Standpunkt. Sie bezeugen für den Ausgang des 16. Jahrhunderts die unter dem Einfluß der d-laubenskämpfe fortg·eschrittene Verselbständigung mancher Filialen, bringen aber keine wesentlichen Änderungen im Pfarrnetz. Das gleiche gilt auch von der Neuordnung der Dekanatsverhältnisse im Land ob der Enns von 1632, die für die Pfarren selbst keine Änderungen herbei- führt22). Eine ungeahnte B e d e u t u n g gewann die PM. bei der ersten Durchführung der Gegenreformation im Anschluß an den zweiten ob- derennsischen Bauernaufstand (1595-1597) in den Jahren 1598-1602 durch Hans Jakob Freiherrn von Löbl (t 1602) und in der Zeit bis 1608. Passau berief sich zur Gewinnung der in der Hochflut des Protestantis- mus mit Lehenschaft und Vogtei an protestantische Adelige gekommenen Kirchen immer wieder auf die Matrikel. So Propst Hermann von Wald- hausen gegen den Besitzer von Klam, d€·r Hofkirchen als Lehen !Gams erklärte, während es der Propst als Filiale von Saxen bezeichnete und sich dabei auf die PM. bezog, ,,i n d e r a 11 e P f a r r e n d e s L a n d e s und der D i ö z es zu finden". Darin stehe Saxen, aber nicht Hofkirchen. Der Schloßherr betonte, e s s e i e n in der PM. zwar n i c h t a 11 e F i 1 i a 1 e n v e r z e i c h n e t, aber es müßten Stifts- briefe aufzuweisen sein, ob Waldhausen oder der Pfarrer von Saxen die Stifter seien. Der Grund für die Nichterwähnung Hofkirchens sei der Umstand, daß Hofkirchen nicht dem Propst, noch der Pfarre Saxen oder „in das Diöces gen Passau" gehöre, sondern Klam 23 ). Wolf Hohen- felder verteidigte nach dem Tod seines Vaters Achaz Hohenfelder die Lehenschaft auf die Pfarren Peuerbach und Natternbach gegen die Berufung des Administrators von Passau auf die PM. mit dem Hinweis auf die seither vorgekommenen Veränderungen 24 ). Passau legte einen ,,Extra c t aus dem Reg i s t er, so A o: 1 4 7 6 au ß de r v r- hunderts ist das Visitationsbuch 1544 der Passauer Kanzlei bereits verschollen. Als 1749 der Pfarrer von Atzbach in einer Streitsache die Visitation von 1544 erwähnte, erhielt er 1749 Dezember 10 den Auftrag, das Buch, ,.das vor c1 o m beim Passaue r Archiv war, ein zusenden, damit o s o r setzt s e i". Linzer Ordinariatsarchiv, Passauer Akten, Fasz. Ottnang. Die übrigen Visitationen, deren Ergebnisse vollständig vorliegen, kommen wegen der geringen Zahl der visitierten Pfarren fiir die Topographie weniger in Ectracht . ") Ober die Pfarren des Hausrucks und Traunviertels vergl. Annalen, Bd. XXIV, Bl. 303, des Mlihlviertels, Strnadt J., Der Bauernaufruhr im :Miihl- viertel in den Jahren 1594-1597. Ein Beitrag zur Geschichte dieses Bauernkrieges. LMB., Bd. XVIII (1858), 186 f. 22 ) Flir die Topographie ist außer der Matrikel Lamprechts und der Orts- literatur der Abschnitt in Strnadts Peuerbach, .,Kirchliche Einteilung des Lan- des vom 12. bis 15. Jahrhundert", S. 211 ff., und Lamprecht J., Skizze einer Ge- schichte des Bistums Linz bis zur Reformation, zu beriicksichtigen. :,) Landesarchiv, Neuerwerbungen 1980, Hs. 126, Bl. 471'f. 24 ) .,- - weil seilhero dieselb Matricl geschrieben worden, vil Kirchen, I.ehenschaften von Passau wekh vnd auf Ir Kay : Mt : sowol als andere Land- Jeut Legitimo modo et titulo gekommen." Ebenda, Bl. 583-583'.
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