Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

359 sich auch in den meisten übrigen Klöstern. In Ga r s t e n verkehrte Abt Benedikt I. (1473-1488) mit den Humanisten in St. Florian, bei Wolfgang Kronfuß (1537-1559) war Kaspar Bruschius gern gesehener Gast. Die Bemühungen der Äbtissin Mag·dalena I. Kastner von Traun- k i r c h e n um die geistige Hebung der Nonnen wurden bereits hervor- gehoben. In W i 1 h e r i n g zeigte sich der Wiener Professor und spä- tere Abt Konrad Paesdorfer (1467-1470), der am Nikolauskolleg seines Ordens in Wien studiert hatte, in seinen abgeschriebenen Werken als echter Humanist. Von Enge 1 s z e 11 unterhielt Abt Erasmus (1456 bis 1469) Verbindungen mit der Wiener Universität. In Baum- g a r t e n b e r g zeigte Abt Wilhelm I. Lutifugel von Augsburg (1508 bis 1519) geschichtlichen Sinn durch die Anlag·e des wertvollen Kopial- buches. In W a 1 d hausen ist Propst Martin Egg (1454-1457) als Mehrer der Bücherei zu nennen. Propst Konrad Schratt von Streit- wiesen (1500-1530) unterhielt Beziehungen zum Hof Maximilians I. In beiden Häusern sprachen Wanderhumanisten zu. Zu S pi t a 1 a. P. lebte Kanonikus Michael Wochner von Aurbach (t 1480), der z~hl- reiche Briefe abschrieb und seine Manuskripte der BibliotheTc Krems- münster vermachte. Die Frage, ob auch der Seelsorg·sklerus vom Humanismus er- griffen wurde, läßt sich schwerer beantworten. Sicher gab es ver- einzelte begeisterte Freunde des Humanismus auf den Pfarren. Ein Vertreter dieser Gruppe ist Johannes Urkauf, Pfarrer in Kirchberg bei Kremsmünster (noch 1511 am Leben), der viele Drucke besaß, 1482 u. a. eine Diogenes Laertius-übersetzung und des Pogg'ius Facetien kaufte und die Werke Petrarcas abschreiben ließ 428 ) . Die Bücherzuwen- dungen von Weltpriestern an Klöster zeigen jedoch , daß zwar der Same des Humanismus auch in diesen Kreisen aufgegangen war, daß man aber die tetu·e:n Bücher am liebsten in Klosterbibliotheken geborgen sah. Die Frage nach den Beziehungen des Klerus im Land ob der Enns zum Humanismus in der Zeit von 1490-1525 ist nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung dahin zu beantworten, daß eine sehr starke Be- schäft.igung mit dem neuen Geist im allgemeinen nicht nachweisbar ist. Immerhin hatte der Humanismus in die Kreise des Klerus Eingang ge- funden, sich im Klosterhumanismus feste Stellungen gesichert und einige Klöster im gewissen Sinn zu Mittelpnnkten ausgestaltet. II. Teil: Klerus und Umwelt. A. Die Beziehungen des Klerus zu den Hauptschichten der Bevölkerung. Der bisherige Gang der Untersuchung· hat zahlreiche Beziehungen des Klerus zur Umwelt dargelegt. Es gilt nun der Frage ins Auge zu sehen, ob sich für die Einstellnng· der Geistlid1keit zu den Haupt- 498) Newald , S. 173, und Hagn 'l'. , Das Wirken der Benediktinerabtei Krems- müns ter, S. 33, Anm. 129.

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