Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

358 Werdea (t 1475)4 25 ) und des Leonhard Schilling· .(1474-1540) 420 ), die Besuche von wandernden Humanisten wie Aventin, Cuspinianus, Bru- schius u. a. künden vom lebendigen Geist der neuen Zeit bei voller Wahrung kirchentreuer Frömmigkeit. Es ist von besonderem Reiz, daß dieser Geist zwei Geschenke nach St. Wolfgang· herüberreichte, Pachers Marienaltar im Innern der gotischen Kirche und den Pilger- brunnen von Lienhard Rännacher und Peter Mülich (1515), das erste Kundstdenkmal mit heidnischen Figuren im Land ob der Enns, an der Außenseite der Kirche. In Kremsmünster hatte Abt Ulrich IV. Schoppenzaun (1454-1484) den jungen M. Johannes Schrein von Zla- wings zum Leiter der Klosterschule berufen, der später als Abt (1504 bis 1524) mit Gelehrten der Donaugesellschaft in regem Briefwechsel stand 427 ). Die Werke der italienischen Renaissance in der Kloster- bücherei, die Obsorge um Bibliothek und Schule und die Freude der Äbte am Mäzenatentum, sind ebensoviele Wahrzeichen des Humanismus. In Lambach regierte 1479-1504 der Humanistenabt Johannes IV. Schwarzwadel, ein Freund der Mathematik, Astronomie und Literatur. Auffallend sind die vielen Bücherschenkungen von Weltpriestern unter ihm. Prior Paul Graf erbat von Konrad Celtis eine Grabinschrift für Abt Johannes und setzte selber als Abt (1507-1514) den früheren Briefwechsel mit Celtis fort. Die Klosterschule erreichte unter ihm ihren Höchststand. Nach Michael Lerochs vorwiegend kirchlicher Re- gierungstätigkeit (1514-1534) neigte sich die humanistische Periodfl unter Abt Ludwig Goldkofer dem Ende zu. In S t. F 1o r i an übertraf die künstlerische Tätigkeit die Beschäftigung mit humanistischen Stu- dien. Unter den Pröpsten Kaspar II. Vorster (1467-1481) und Peter II. Sieghartner (1481-1483) entwickelte sich die Klosterschule sehr gut und das Haus wurde der Mittelpunkt einer vielseitigen Korrespondenz humanistischer Färbung·. Wertvolle Miniaturenhandschriften entstanden und die Kleinkünste blühten. Propst Petrus III. Maurer (1508-1545) förderte gToßzügig die Baukunst, beschäftigte die Künstler mit reichen Aufträgen und unterhielt einen Bücheragenten in Venedig. In Sc h 1ä g 1 betätigte sich Propst Andreas I. Rieder (1444-1481) als Freund der Baukunst, der Bibliothek und der Studien der Kleriker. Johann von Rabenstein, Propst von Vysehrad, hatte als Flüchtling dem Kloster seine Bibliothek vermacht. Von Wenzel von Rabenstein kaufte der Propst um 600 fl. Hss., seine Kleriker sandte er zu seinem Freund Dr. Wann nach Passau. Die Pröpste Johann III. (1471-1490) und Nikolaus IV. (1499-1522) hatten sich früher viel mit Bücher- abschreiben beschäftigt. Unter Propst Siegmund Zerer (1522- 1533) zeichnete sich Stephan Schmierer in der Schreibstube aus. Der Grab- stein dieses Propstes im Übergangsstil von der Gotik zur Renaissance beschließt die humanistische Epoche im Prämonstratenserstift am Fuß des Böhmerwaldes. Spuren der neuen geistigen Bewegung finden '") Staufer V., Mondseer Gelehrte, 14. Melker JB. (1864), S. 15 ff. 426 ) Horawitz A. , Zur Geschichte des Humanismus in den Alpenländern , SBAW., Wien, Bd. CXIV (1887), S.. 385 ff. u. 769 ff. <27) So mit Dr. J ohanneR Fuchsmagen, Dr. theol. Johannes Trapp, Konrad Celti s u. a .

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