Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

357 (t nach 1530) 410 ), der Leibarzt Maximilians I., Wilhelm Püelinger (Pol- ymnius) aus Würting (t 1534)4 20 ) und viele andere 421 ) waren ebenso- viele Brückenschläger zwischen Österreich ob der Enns und den g·ei- stigen Zeitströmungen. Dazu hatte die langjährige H o f h a 1tun g K a i s e r F r i e d r i c h s I I I. a u f d e m L i n z e r S c h 1 o ß viele geistig hervorragende Männer angezogen. Am Linzer Hof lebten dau- ernd oder vorübergehend der kaiserliche Sekretär Peter Bonomus und sein sprachenkundiger Bruder Franz, der Kanzler und Professor Perger, der Jurist Johannes Fuchsmagen, die Hofbeamten Wilhelm Waldner und Peter Krachenberger, der kaiserlfche Leibarzt J,akob ben Jehiel Loans, mit dem 1492 Johannes Reuchlin in Linz hebräische Stu- dien betrieb' 22 ). Bei der Vorliebe Maximilians I. für das Land ob der Enns bewahrte Linz seine steigende Bedeutung·. Hier nahm der Kaiser in Beisein seiner Gemahlin Maria Blanca, des Herzogs von Mailand und vieler Adeliger 1501 März 1 die Dichterkrönung des Schlesiers Vinzenz Lang (Eleutherius) vor, wobei Mitglieder der Donaugesell- schaft den Ludus Dianae des Konrad Celtis aufführten 423 ). Die Ver- mählung Ferdinands I. mit Anna von Ungarn 1521 Mai 27 sah Linz wiederum im Mittelpunkte prunkvoller Feste und Fürstenbesuche. Nicht nur bei solch feierlichen Anlässen, sondern auch bei viel geringeren Gelegenheit en war es Pflicht der Prälaten des Landes, in Linz zu er- scheinen. Zahlreiche Fäden spannen sich daher zwischen Linz und den einzelnen Klöstern des Landes. Der Hofkaplan Friedrichs III. und Pfarrer von St. Gandolf Hans Sachs gehörte der obderennsischen Fa- milie der Sachs zu Almegg an. An die Lehrer verschiedener Kloster- schulen, der natürlichen Ansatzpunkte für den Humanismus, wanderte mancher Brief, manche Handschrift und entzündete neue Begeisterung. Der Humanismus im Klerus tritt uns daher als K 1o s t e r h u m a n i s- m u s entgegen, der in einigen Häusern, besonders Mondsee, Krems- münster, Lambach und St. Florian, um 1500 läng·st eine Heimstätte gefunden hatte 42 '). In Mond s e e war der Geist des Humanismus unter den Äbten Simon Reuchlin (1420--1463) und Benedikt Eck von Piburg (1463 bis 1499) eingezogen und hatte unter Wolfgang I. Haberl (1499-1522) seine Blütezeit erreicht. Die Erweiterung der Bibliothek und die Ein- schaffung der Humanisten, die Gründung des ersten Gymnasiums im Land ob der Enns 1514, die literarische Tätigkeit von Konventualen, bes. des früheren Wiener Universitätsprofessors Hieronymus von '") Czerny A., Der Humanist und Historiograph K. Maximilians I. Joseph Grünpeck, AOG., Bd. LXXIII (1888), S. 317 ff. 420 ) Aschbach, Bd. II, S. 344 f. " 1 ) Z. B. Wolfgang Mosnauer von Wels, Marcus Bauernfeind aus Mondsee, Horawitz A. , Zur Geschichte des Humanismus in den Alpenländern, S. 8. 422 ) Schiffmann K., Johannes Reuchlin in Linz•, S . 7 ff. und Kurrein V., Die Juden in Linz, Menorah, Bd. V (1927), S. 320 f. 403 ) Nagl J., Zeidler J., Deutsch-österreichische Literaturgeschichte, Bd. II, s. 450. "') Newa ld R., Beiträge zur Geschichte des Humanismus in Oberösterreich, MJB., Bd. LXXXI (1926), S. 179 ff. und Schiffmann K., Das Schu lwesen im Lande ob der Enns, 8 . 27 ff.

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