Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

355 Nach der Passauer Synode von 1470 stand auf folgenden Delikten E x k o m m u n i k a t i o n : Fortsetzung des Gottesdienstes an Orten, wo geraubte kirchliche Sachen oder geistliche Personen verwahrt wer- den, erzwungener Widerruf von Exkommunikation, Suspension und Interdikt, Verdräng·ung von Pfründenanwärtern und Geldversprechen an dieselben mit Hilfe der Kirchenvögte, Gewaltdelikte von Adeligen nach dem Tod von Prälaten und Pfründnern (u. a. Hinderung des Er- nannten und Verweigerung· des Possesses), Verhinderung von Testa- menten oder Legaten an die Kirche oder g·eistliche Personen (Ermah- nung, nach 15 Tag·en Exkommunikation und Interdikt), Spoliation von Geistlichen oder Weltlichen .bis zur Genugtuung, V e r w e i g e r u n g d e r A b s o 1u t i o n u n d d e r ü b r i g e n S a k r a m e n t e stand auf Nichtzahlung der pfarrlichen Gebühren und Nichtleistung der Ab- gaben an die Kirche. Eine besondere Art des I n t e r d i k t e s, das Verbot des Eintrittes in die Kirche (,,interdictum ab ingressu in eccle- siam") zogen sich Beamte durch widergesetzliche Verlautbarung·en in der Kirche an das Volk, und Klosterg·eistliche bes. Bettelmönche wegen Verletzung der Pfarrechte zu. Die V e r w e i g e r u n g d e s k i r c h- ! i c h e n ü e g r ä b n i s s e s war Vorschrift für einig·e Gruppen von plötzlich Verstorbenen 408 ) . Es konnte nicht ausbleiben, daß bei einem f-O reichen Ansatz von Kirchenstrafen nicht nur Papst• 00 ) und Bi- schof410), sondern auch die Pfarrer 411 ) dieselben ausgiebig verwendeten. Das Übermaß stumpfte begreiflicherweise die Wirkung der Strafen ab und schadete der kirchlichen Autorität. Beide Schadensquellen des Klerus der vorreformatorischen Zeit sind mehr der Zeitlage und der kirchlichen Führung als dem Klerus anzulasten. Das kirchliche Leben im Land ob der Enns zeigte ohne Zweifel Spuren ernster Schäden und drohenden Verfalls, wenngleich der Kern noch fest und widerstandskräftig war und eine ungebrochene • 08 ) Für die, welche bei einer unerlaubten Sache starben, z. B. an Feiertagen fischten oder Handel trieben, die Kranken, die nicht die Sterbesakramente empfangen hatten, die Übertreter der Osterpfli cht . Das feierliche Begräbnis ver- weigerte der Klerus nach den Innsbrucker gravamina 1518 den ohne Schuld plötz- lich Verstorbenen auch nach Empfang der Osterkommunion, den nach der „Gach- taufe" verstorbenen oder durch Sturz in das Wasser ertrunkenen Kindern. Den Eltern wurden Geldbußen auferlegt. JO&) 1504 bedrohte z. B. Papst Julius II. Linz mit Exkommunikation . Sint, I., s. 649. 410 ) 1510 beschwerten sich die obderennsischen Ständeausschüsso in Augs- burg, daß der Passauer Bi schof die Pfarrverweser von Stiftspfarren wogen Steuerverweigerung gebannt habe . Eder K., Die Stände des Landes ob der Enns 1519- 1525, s. 9. 411 ) Der Pfarrer von Wels Erasmus Soller belegte die Stadt W e I s zweimal mit dem Interdikt. 1476 wegen Verletzung seiner geistlichen Immunität durch die Bürgerschaft und ein zweitesmal wegen der Anstellung eines Lichtamtsver- walters phne sein Vorwissen und der eigenmächtigen Vornahme der Kirchenrech- .nung durch -. die Stadt. Merndl K., Wels, II., S. 88. 1500 November 14 befahl der Generalvikar von Salzburg dem Pfarrer von Wels die Aufhebung der über die Zechleute yon E ·!) e, r 13 .t .a 1.1 'L, fl 11 -verhängten , Exkommunikation. 1513 März 4 gal) de; ,Pasaai,er Ofllizial,rdem .Vikar. von S ,t -e:i n er k ,i ,ll c h e n a . T r. die Voll- .maqht, die , Zechleu.t11• vo_I,l- cl..er ~Exkommunikation: zu befreien, Beide Urkunden im Stiftsarchiv Kremsmünster. ;, · ,.:; ,t .. ! 23*

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