Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

363 an Passauer Domherren vergebenen Pfarren des Landes ob der Enns mit Ausnahme von Sierning durch Vikare verwaltet. Die Passauer-, Kaiser- und Klosterpfarren 402 ) zeigten wohl deshalb einen Vor- sprung im Stellvertreterwesen, weil sie zu den größten und einträg- lichsten zählten. Das Stellvertretersystem brachte den Mangel an Re- sidenzpflicht mit sich und hing aufs engste mit der Pfründenkumulation zusammen. 1518 forderten die Stände strenge R e s i d e n z p f 1 i c h t für Pfarren, Kanonikate und Pfründen und bezeichneten als Folgen des Gegenteiles die bauliche Vernachlässigung der Kirchen und Pfarrhöfe, Nichthaltung des Gottesdienstes, Verschwendung von Geld und Gut besonders durch Ungeweihte, und ließen nur den Dienst beim Landes- fürsten, bei der Regierung und das Universitätsstudium als Ausnahmen gelten. Pfarren, Benefizien und Pfründen seien in diesen Fällen mit tauglichen Priestern zu besetzen, denen die Pensionen und Absenzen gebührten, damit sie geeignete Priester hielten und Stift- und Manual- messen persolvierten. Andere sollten zu keiner „Gottesgabe" zuge- lassen und ihnen, wie es ohnehin bei einzelnen Stiften üblich sei, keine Absenz und Präbende verabfolgt, sondern die Gottesgabe genommen werden. Nur durch die Nichtbeachtung· der Residenzpflicht und den Stellvertreter war die Pf r ü n d e n- und .Ämter an häuf u n g in einer Hand möglich. Dieser Krebsschaden war im Organismus der kirchlichen Verwaltung so eingefressen, daß ein höherer Geistlicher mit nur 1 Pfründe eine seltene Ausnahme war. In Passau gingen Herzog Ernst 403 ), die Domherren• 0 •) und die kuriale Hochbürokratie 406 ) selbst mit schlechtem Beispiel voran. Der Metropolit Kardinal Lang von Wellenburg hatte zwei Erzbistümer, Salzburg und Cartagena in Spa- nien, inne. Angesichts solcher Beispiele im großen darf man sich über die zahlreichen Pfründenkumulationen mit kleinen Benefizien nicht verwundern. Das Echo im Volk, steigende Unzufriedenheit, wachsen- der Argwohn gegen alle auswärtigen Verleihungen, abströmenden Gelder und „curtisanisch sachen" konnte nicht ausbleiben und war • 0 •) Die Imbach inkorporierte Pfarre Altmünster besaß bis 1521 de r Trienter Kanonikus Erasmus Steruberger. Sein Stellvertreter war Johannes Aichhammer. Weißbacher J., Das Dekanat Altmünster, S. 62. • 08 ) Nach dem Vertrag von Schärding 1514 April 2 sollte Herzog Ernst als jährl iche Pension von Salzburg 3000 fl. solange beziehen, bis er durch ein Bene- fizium dieses Einkommen ' erreichte. Widmann H ., Geschichte Salzburgs, Bd. III, S. 7. Als Admini s trator in Passau war er Dompropst in Eichstädt (1525-1547) und Pfarrer in Krems. Krick L., Das Domstift Passau, .S. 203. • 0 •) WB. Bernhard Meurl von Leombach war Propst von St. Salvator in Ilz und Pfarrer in Freistadt, Dr. Ludwig Fröschl, der Bruder des Bischofs Wign leus, Domherr in Passau und !Regensburg, Pfarrer von 4 Pfarren, Dr. Bernhard Frei - herr von Pollheim zu Wartenburg Domherr in Passau (1478) und Augsburg (1501) , Propst in Stuhlweißenburg und Temesvar (1494), Pfarrer in Traunkirchen und ffaffin! (~487-;:-}504), __A;d~inis~ra!or_ de,s _,Bis:,ums Wie,n, · _,ema~,~~li: ~!Bi ~clior_°_'_·'v_</.,11 VespTim (1.:>Ö4). -= -< ,! t,:: ,_,r. ·.1. .Je -· ~- ....... .:. ·- - .;, , .•• -· • .:d~- ~~-• • •· 1 •· ' ·' -~ 0 •.f. nf.c 'GeoVg ~P'rliuer -\1/ai-'. 'offiz ial 'i n'·-Wien, _Lp,._dµst' 0 vdrl" :St. ~Salvatör ~' pn'd Mattsee ;'-Domlier? in •Re'gensbrir1F(1513) 'und·Wi en, Pfarrer' v6nr st'. · .il.gitl' li '. ' P a:ssih, , Trauhk'irche ii ~{l508)'f ' :A-ussee '.l l508)' ' upd~il'ulfn' (i51Ö . Gec5tga R'Mphart war Domherr i i/ ·Wfon f 1 0ffizfa-I beider' ·ii'istliiner;-Wien-O·uiid" Palis,i"u ; -1541 Ptarre'/ 'iri' Freist'ad·ti und Ja-.l.t. Visilaticlii''-1'544" an-cli" Ilihaber des· :St. ,Arinal>e'nefizi urh'B irF Lin-z.' Wiii'ter~' -7,ahl- :reich'e" B'eisp~ele '·:llet"Krick'1 Ü / Dni- Iioni.~'tifl' Passiiu.'-•·:; ,•' ': ;[, 1 ! ,~ L.:·r,:c:1 2.'l

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