Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

343 schiedenen P r i e s t e r s t i f t u 11 g e n selbst als Zeichen der Frömmig- keit angesprochen werden 308 ) . Der Kleriker war in seinen letztwilligen Verfügungen nicht frei, sondern wurde schon bei der Abfassung des Testamentes vo11 zwei Seiten ko11trolliert. Es galt eine Reihe ernster Schwierig-lrniten zu überwinden, bis der Kleriker Stifter werden könnte. Daß sich der Klerus so zahlreich in den großen Kreis der Stifter ein- gliederte, spricht für seinen Glauben an das hl. Meßopfer und den Gottesdienst. Auch von den reichen St iftun ge n der Laien, be- sonders den Benefiziumsgründungen, fällt ein helles Licht auf den Klerus. Kann man sich diese Stiftungen mit einem zum größten Teil verderbten Klerus zusammen denken? Das ist höchst unwahrschein- lich. Viel wahrscheinlicher ist der g·ute oder leidliche Stand der Mehr- zahl der Geistlichen und die Minderheit der entarteten Kleriker. Auf das Blatt der Weltentsagung· gehören neben den vier Neu- gründungen von Mendikantenklöstern die E i n t r i t t e v o n A d e- 1 i g e n i n 1\1 e n d i k a n t e n k 1ö s t e r, v o n W e 1 t p r i e s t e r n i n K 1ö s t e r u n d d i e ü b e r t r i t t e v o n R e g u l a r e n i n s t r e n- g e r e O r d e n. Dieser Zweig· der Klerusgeschichte ist ganz uner- forscht. Man weiß zwar von verweltlichten Geistlichen, nicht aber von aszetischen Pries tern, die ein strengeres Leben führen wollten, und g·ar nichts von einzelnen heiligmäßigen Männern. An die Spitze dieser Schar gehört der erste Prior der Paulaner in Obertalheim, der junge Graf Georg von Harrach, der 17 Jahre in großer Strenge im Annakloster zu Obertal- heim lebte und 1514 daselbst im Rufe der Heiligkeit starb 300 ). Sein Grab- stein zeigt eine hagere Gestalt in Ordenstracht mit feinen Gesichtszüg·en, die zur A11na Selbdritt aufblickt, während das rechte untere Geviert vom Harrachschen Wappen ausgefüllt ist 3 ; 0 ). Neben ihn ist zu stellen Georg Preller, Dechant von Spital a . P. (1513-1515), ,,ein Herr voll Andacht und Güte", der nach 18 Monaten freiwillig resignierte, in die Kartause von Gaming ei11trat und dort gleichfall s im Rufe der Heiligkeit starbm). In den Minoritenorden trat ein Dietrich' Kammerer von Perkheim und Kammerschlag, ein Sproß des Georg Kammerer, Pflegers von Piber- s tein. Er wurde 1507 Provinzial, führte seit 1512 den Titel eines Bi- schofs YOn Zaracovia und übernahm auf Grund der letztwilligen Ver- „Fe irer") meist in der Florianikapelle im Kreuzgang mit den Kollekten „Beati Petri", .,Deus cuiu s misericordiae" und „Fideli um Deus' ' lesen sollte. StSoöLR., III (Stifte), 9 Spital a . P., Dei. CLXII. 308 ) Hermau Perz de Culmbach, Senior im Kollegiatstift Spital a. P. 1496, schenkte ei n Hnus in Steyr am Berg „wegen des Seelenheiles" an Spital. Ober- leitne r F., Zur Ch ronik von Spital, Hs. 136 im Diözesanarchiv. 309 ) Eigentliche Ur8pru ngsbeschr e ibung des Cl oster s ord inis Minimorum S. 11 Frnncisci de Paula ad S . '""' Annam zu Tha lheimb . Hs. im Lanclesnrchiv, Bd . MDCCVII, Nr. 6. 370 ) Die Legende lau tet : .,Hir ligt begraben der gnedig vnd edel II Georg von haroch des orcles d ' vnnclersten bruecl' dises kloster der // gestorben ist nach Chr isti geburt 111 1/ CCCCC vnd im XIIII iar au Sand Johaus gotz tauffers tag. " Vergl. cl us Li chtbild Nr. 11. 371 ) Hoheueck J . , Genealogie, Bd. II, S. 478, und Oberleitner F., Zur Chronik von Spital, Hs. 136 im Diözesanarchiv, S. 5. Zwi schen Spital und Gaming be- stauden a uch sonst Beziehungen. So war z. D. der Ve tter Andre des Chorherren Hermnun Peer von Chulmach 1496 Prior zu Gaming. Diplomatnr, Bd. XXVIII .

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