Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung
5 Enns zerfiel nunmehr in folgende sechs Dekanate: St. Georgen im Hausruck, Gaspo 1 t s h o f e n im Hausruck, Linz im Hausruck (so !), Lorch im Traunviertel, Freistadt im Machlandviertel , Pfarr- kir chen im Mühlviertel1 8 ) . Diese Neuordnung berücksichtigt Linz als Landeshauptstadt, hat das Archidiakonat Lambach in zwei Deka- nate gespalten und das westliche Mühlviertel aus dem Passauer, das Mondseeland aus dem Mattseer Archidiakonat herausgelöst. Am mei- sten fällt die Z u r i c h t u n g d e s D e k a n a t e s L o r c h auf, von dem nur mehr die Pfarre Enns auf obderennsischem Boden liegt, wäh- rend 25 Pfarreien in Österreich unter der Enns liegen . Es zeigt sich, daß die kirchliche Neuordnung die Selbständigkeit des Landes ob der Enns mehr berücksichtigte als der Entscheid des Kaisers Matthias, der den „Präzedenzstreit" um die staatsrechtliche Selbständigkeit zu Ungunsten des Landes ob der Enns beendet hatte. Die Beibehaltung des Namens und Dekanatssitzes Lorch war der Regierung sicherlich erwünscht, denn das Zusammenfallen der Landes- mit der Dekanats~ grenze konnte nach dem vorausgeg·ang·enen über hundert Jahre wäh- renden Kampf nicht in ihrem Interesse liegen. Die künstliche. Ver- östlichung des alten Lorcher Dekanates verwischte die Grenzen zwi- schen den beiden Österreich und hielt die zwei Verwaltungsgebiete auch durch die kirchliche Klammer zusammen..:./ 3. Das Pfarrnetz des Landes ob der Enns nach der Passauer Matrikel. I. D i e Passaue r Ma tri k e 1 (PM.). Zur Kenntnis des Pfarrnetzes im Land ob der Enns dient in erster Linie die Passauer Matrikel (PM.). Die Passauer Kanzlei führte zu Ver- waltungszwecken Li sten der Pfarren und bepfrüncleten Benefizien samt Registern der Kollatoren und Taxenverzeichnisse. Diese Kanzlei- behelfe hat, soweit sie das 15. Jahrhundert betreffen, P. Dr. Pius Sehmieder als Matricula Episcopatus Passaviensis Saeculi XV 11 heraus- gegeben10). Ich bin an die PM. mit starken Vorbehalten herangetreten. Sie leidet an Mängeln in der Wiedergabe, an einzelnen Irrtümern und 18 ) Pritz F., Matricul a episcopalis Dioc. Passav. per Austriam superiorem etc. MDCXXXII, im Notizeublatt, Beilage zum AOG., Bd. III (1853), Nr. 23, S. 459 ff und Nr. 24, S. 484 ff. Auf eiuem Eiuzelblatt, das Pritz mit „wahrscheinlich" dem 15. Jahrhundert zuschreibt, steht die Dekanatseinteilung des obderennsi schen Offi . zialates in 17 Einheiten . Zunächst werden die obgenannteu 6 Dekanate in der- selben Reihenfolge augefiihrt (nur beißt es beim 6. Pfarrkirchen im Mühlviertel oder Sarleinsbach) . Daun liest mau: ,,Diese sechs Dekanate li egen in Oberöster- reich, die folgenden liegen te ils in Baiern, tei ls in dem Passauer Reichsterri- torio." Das Blatt gehört dieser Einteilung zu fo lge der Zeit nach 1633 an. 19 ) Erster Teil. ·weis 1885. Die Quellen zu diesem auch heute noch un- entbehrl ichen Werk sind folgende: 1. Die Rezension von 1 4 2 9 (A) in 3·Hss. des fe. Konsistorial archivs in Wien, a) a us dem 16., b) aus dem 16., c) aus dem 17. Jahrhundert. Ab) läßt fiir Oberösterreich und Bayern die Klöster und Kapellen weg, nur Ac) i st vollständig. A a) und Ac) . gehen am weitesten im Koll atorenverzeichuis auseinander. 2. Rezension von 1 4 7 6 (B), Original , Papie1· Hs . im Arch iv des Scbottenklosters in Wien: ,,Registrum ecclesiarum anno Domini M° CCCC 0 LXXVP 0 transscriptum." Die Raudnoten und Nachträge hinzu werden als Ba) bezeichnet. Es wird sich zeigen, daß diese bis in •das 16. Jh. reichen . Als spätestes Datum erscheint 1524. Die vorliegende Arbeit fo lgt
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