Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

339 ob Rathaus oder Pfarrhof, lag mau sich häufig· in den Haaren. Die eigentliche Seelsorge wurde im Abschnitt Pfarrführung und Seelsorge bereits besprochen. 2. Das Einkommen des Klerus. Hinsichtlich des Einkommens bestanden an und für sich drei Gruppen des Seelsorgsklerus, Pfarrer, Benefiziaten und Hilfsgeistliche, doch bedingte das Stellvertretersystem zwei Zwischenformen, die Vi- kare und Substituten, so daß genau betrachtet fünf Einkommens- gruppen zu unterscheiden sind. Da aber die Entlohnung der Vikare auf der Grundlage Pfründeneinkommen weniger Absentgeld, die der Substituten auf freien Vereinbarungen wohl unter Annahme des Existenzminimums eines selbständigen Benefiziaten beruhten, genügt es, die Einkommensverhältnisse der drei Hauptformen näher ins Auge zu fass en. Von der Schädlichkeit des Absentgeldes war bereits die Rede. Es genügt, nochmals auf die sich stets verschärfenden Angri~fe der Ständetagungen (Augsburg 1510, Innsbruck 1518, Wien 1524, Inns- bruck 1525) gegen das Absentgeld und seine bösen Auswirkungen für die Seelsorge und Pfarrangehörigen hinzuweisen. Der Grundstock des Einkommens der Pfar r e r war seit alter Zeit das „Widen" (,,Widern" oder „Widum") 353 ), das ist der Pfarrhof (Wohn- und Wirtschaftsgebäude) mit den dazugehörigen Gründen (Wiesen, Äcker, Gärten, Weide, Wald). Zum Ertrag dieser Güter kam nach dem kanonischen Recht und der Gewohnheit, die sich auf beide Testamente berief, der Zehent. Die Zahl der Zehentbauern und der Umfang der Zehentleistungen waren laut Ausweis der Urbare in den einzelnen Pfarren sehr verschieden, doch bildete der Zehent neben dem Widern die Haupteinnahmsquelle 354 ). Verschieden von den Zehetnern waren die ,,gestifteten Bauern", die mit Diensten und Reichungen in einen Pfarr- hof gestiftet waren oder als Untertanen unter die Grundobrigkeit und Herrschaft eines Pfarrhofes kamen 35 "). In Städten traten noch die 3 " ) Bei der Stiftung eines ewigen Gesellen in der Gmundner Filiale Laa- kirchen 1490 Erichtag nach Judi ca heißt es, der Geselle solle „zu Mäzenthal a uf der widen sizen" . Stadtarchiv Gmunden, Bd. XCVII, Nr. 2. s") Der Pfarrer von Linz bezog 1543 Ordinari Dienst nud Einkomm in Geld 33 Pf., 4 s, 1 d. Pön, Dienst und Zehent 10 Mut 22 Metzen Korn, 28 Metzen Weizen, 11 Mut 6 Metzen Hafer, 6 Metzen Gerste. Eier 10 s 10, Käse 20, Hähne 2, Hennen 9, Gänse 4. Visitat ionsakten 1544, Landesarchiv. Der :Pfarrer von Steyr hatte im gleichen Jahr in Gold 37 Pf., 6 s, 4 d. 17 Metzen Korn, 7 Metzen Weizen, 14 Metzen Hafer, 1 Metzen Ha nif, Käse 28, Eier 3 Pf. 20, Hähne 26, Hennen 33, Gänse 8, Haar 2 Schott. Visitat ionsakten 1544, Stadtarchiv Steyr, Religionsakten 1382- 1609. 855 ) In Gmunden lag der Zehent entweder auf den Grundstücken im Burgfried, wo alles urbare Grundeigentum der Biirger den „Pfarrzehent" gab oder auf Bauern in Ohlsdorf und Laak irchen. 1526 leisteten in beiden Sprengeln den Zehen t 86 ganze, 43 halbe, 118 Drittel- und einige Sechstelzehetner. Der Ge• treidezehent brachte 1524 13 Mut 15 Metzen Korn, 25 Metzen Weizen, 3 Metzen Gerste, 17 :Mut Hafer. Das Zohenterträgnis wurde in die Zehentstadel von Ohls- dorf, Laakirchen und Gschwandt eingefechst. Krackowizer F., Gmunden, Bd . II, S. 56. Au ßer den Zehetnern dienten 1526 10 Grundhold en aus 7 Pfarren nach Gmunden. Ihr Zins belief s ich auf 15 Pf., 20 d Geld, 6 Metzen Korn, 420 Eier, 19 Hühner, 2 Gänse und 4 Käse. 22*

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2