Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

338 die Passauer Synode von 1470 (Punkt 37) hatte vor der Einführung- neuer Feste besonders mitEnthaltung von Arbeit abgemahnt und geraten, sich an das Brevier und die gewöhnlichen Feste der Heiligen zu halten. In der Chorpflicht der Benefiziaten trat die Idee des Gemeinschaftsgottes- dienstes deutlich hervor. Dazu kam der anstr e ng e nd e F i l i a 1- d i e n s t auf dem ausgedehnten Tochterkirchennetz der Altpfarren und dem Zukirchennetz auch kleinerer Pfarren. Die Gesellen waren die reinsten Wanderpriester. Man überprüfe die Entfe rnungen und denke an die damaligen Wegverhältnisse besonders im Winter, dann wird man manche Klag·en der Filialpfarrgemeinden über die Vernach- lässigung des Go ttesdienstes milder beurteilen müssen. Ein weiteres- Betätigungsfeld des Klerus war mit der A r t s e in e s L e b c n s- u n t e r h a l t e s g·egeben. Das Einkommen der Pfarrer bestand größtenteils in Pfründengütern, die sie selbst bewirtschaftet en. Aber auch die Benefizi aten lebten nie von einer Rente allein, sondern immer t 6ilweise auch von Zehent, Diensten und Giebigkeiten, t eilweise bewirt- schafteten sie auch Eig·engüter. Diese Art des Einkommens verband· den Geistlichen aufs engs te mit dem Wirtschaftsjahr und seinen An- sprüchen. Wie weit auseinander lagen die Grundholden, gestifteten Bauern und dienstpflichtig·en Höfe, wie verschiedenartig waren die Leistungen an Ge treidesorten der verschiedenen Arten, des Kuchel- dienstes und trockenen Pfennigdienstes. Diese Verquickung der Grund- herrschaftsidee mit der Naturalwirtschaft verl angte eine sorgfältige Buchführung, von der uns noch heute zahlreiche Urbare, Dienstbücher und Zehentregister Zeugnis geben. Hand in Hand ging damit ein ganzer Rattenschwanz von Rechtsfehden und unaufhörlichen Reibereien, die- mit dem Grundholdensystem unvermeidlich verbunden waren. Ge- steigert waren diese Verhältnisse für große Pfa rren, di e als D o m i n i e n über die Pfarrhofholclen durch das „Pfarrgericht" die niedere Gerichts- barkeit ausübten"" 2 ). Weniger bedeuteten Schule und Pfarrkanzlei im Arbeitsleben des Geistlichen. Den R e 1 i g i o n s unt e r r i c h t er- teilten die Schulmeister. Geistliche als Erzieher von Söhnen des Adels und geistliche Schulmeister in Städten waren keine Religionslehrer. Von einer P f a r r k a n z 1 e i konnte vor der obligatorischen Ein- führung der Ma triken keine Rede sein. Immerhin gab es einige schrift-- liche Ausfertig·ung·en, wie Eingaben in Ehesachen, Osterbeichtscheine- und Jurisdiktionsansuchen. Die Kirchenrechnung war nicht Sache des Pfarrers, sondern in den Städten des „Kirchmeisters", auf Landkirchen des Zechpropstes. Bei der „Raitung" selbst, einer weitschichtigen und häufig ziemlich nassen Handlung, war die Pfarrgemeinde durch einige Mitglieder, der Vogt durch -einen Platzhalter vertreten. über den Ort, '°' ) In Gmund en z. B. bes ta nd das P farrgeri cht a us 2 Zivilpersonen, dem. Verwalter des S ta dtpfarrhofes und seinem Amtsschre iber und amtierte im P farr - hof. 1526 waren die Pfa rrhofunterta nen Gmund ens a uf di e Pfa :ro:en Vor chdorf, Laa kirch en, K irchham , Ohl sdorf, Schwa ns , I schl, T a lheim be i Wels ver t eilt. K r ackowizer F ., Gmunden, Bel. II, S. 56 f. 1319 ver lieh Graf Konrad von Scha un- berg clern Pfarrwiclem in P fa ffin g di e Ilofma1·kger echtigke it und l egte den Grund zum später en Dominium Pfaf fin g . Scheibelber ger F ., Vöcklama rk t, S . 138 f . über das Pfarrgericht vergl. Stlilz J., Vöckla bruck , S. 61.

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