Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

336 erregte durch diese fremd e Steuer die ganze Untertanenschaft, gelang· ihm doch die Hebung des Stiftes. Ni k o 1aus IV. von Schestau (1499-1522) leitete eine Periode kirchlicher Blüte ein, die nach seiner freiwilligen Resignation unter Propst S i g i s m u n d Z e r e r (1522 bis 1533) ihren Höhepunkt erreichte"'"). P u 1g a r n war ein Doppelkloster des Heiligeng·eistordens und hatte mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das Frauen- kloster war wie Traunkirchen und Schlierbach ein Hospital des Adels. Meisterinnen waren Margaret Perkheimer (1476-1513) unu Apollonia Sulzbacher (1514-1541). Dem Männerkloster standen als Prioren vor Hans Prenner (1500-1504, vielleicht schon von 1488 an), Wolfgang Hermann (1509-1511), Wilhelm Hofmann (1512-1525) und J ohann Krempel (1525-1545). Aus dem inneren Leben sind nur einige Stiftun- gen und die Kirchenrestauration von 1514 bekannt" 50 ), die sonstigen Zustände sind undurchsichtig. Das Kollegiatstift S pi t a 1 a. P.3° 1 ) zeigte nach innen und außen geordnete Verhältnisse. Dechante waren Urban von Weichs (1468 bis 1496, gestorben an der Pes t), der Konföderationen mit Kremsmünster, Seitenstetten und Lambach durchführte, Andreas Saccaner (1497 bis 1513), der den furchtbaren Stiftbrand 1502 durchzumachen ha tte, Gregor Perler (1513-1515), ,,ein Herr voll Andacht und Güte", de r nach 18 Monaten resignierte und in die Kartause Gaming eintrn,t, Sigismund Sulzel de Rieder (1515-1519), der infolge Krankheit ver- zichtete und Valentin Steinriser (1520-1531), mit dem das Stift in die Kämpfe der Glaubensspaltung eintrat . Aus dem überblick über den obderennsischen Prälatens tand von 1490- 1525 ergeben sich folgende W a hrn e hmun ge n. Die meis ten Häuser hatten gute Vorstände. Am ungünstigs ten stand es mit Engels- zell , vorübergehend war Schlägl ernst gefährdet. In den Benediktiner- klöstern Mondsee, Kremsmünster und Lambach förd erten die Äbte per- sönlich den Humanismus. überragende Persönlichkeiten und Führer- gestalten fehlten. Die bedeutendsten Köpfe der Prälatur waren ohne Zweifel die Äbte Wolfgang Haberl von Mondsee (1499-1521) und Johannes I. Schrein von Kremsmünster (1505-1524). In den einzelnen Häusern wechselten Vertreter der spätmittelalterlich-kirchlichen Rich- tung mit Freunden des Humanismus. Die Tätigkeit der Äbte und Pröpste wies eine gewisse Gleichförmigkeit auf, die teilweise durch das Amt, t eilweise durch fest übernommene Formen bedingt war. Die Baufreudig- keit vieler Klostervorstände, die Stiftungen von Altären und Seelgerät gehörten seit jeher zur Täti g·keit der Prälaten, die liebevolle Förderung der Bibliotheken und Klosterschulen oder ein aktives Eingreifen in sozial- l)Olitische Vorgänge, wie in Steyr, waren neue Züge. Nicht für einen allgemeinen Hochstand sprechen die Farblosigkeit vieler Gestalten, 349 ) Hager E ., Probst Siegmund Zerer von Sch lägl (1522- 1533) und sein Grab- stein. MJ13., Bd. LXXXI {rn26), S. 227 ff. 350 ) Stülz J ., Pulgarn, S. 80. 3 • 1 ) Hoheneck J ., Bel. 'II, S . 478 f. Schroll B., Necrol ogium des ehern. Kolle- g iatst iftes Spital a. P. Oberl eitner F., Zur Chron ik von Spital , Diözesanarchiv, Jis. 136, S. 5 f. Pritz !F., Spita l a . P ., AOG., Bd. X (1853), S . 241 ff .

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