Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

335 Die zwei Pröpste von St. F 1o r i an in dieser Zeit zeig·en gemein- sam Kunstsinn, der sich in Bautätigkeit und Heranziehung von Künst- lern äußerte. Propst Leonhard Riesens c h m i e cl (1483-1508) errichtete den kostbaren Sebastiansaltar in der Stiftskirche und eine eigene Kapelle der 14 Nothelfer, ein Beweis, daß die Schäden der un- garischen Brandschatzungen überwunden waren. Manche Tafelgemälde und Glasfenster dürften auf ihn zurückgehen 345 ). Propst P e t r u s III. Mau r e r (1508-1545), der Sproß einer Baumeisterfamilie in St. Flo- rian, betätigte sich als Bauherr und verwaltete das g-roße Haus in ein- wandfreier Weise. Maximilian I. hatte ihn durch Ernennung zum Land- rat bis zur Ankunft seiner Enkel ausgezeichnet. Den Ausbruch ge- wisser lutherischer Herde im Stift scheint die Persönlichkeit des Propstes verhindert zu haben, der 1545 amtsmüde resignierte 346 ). Das zweite Chorherrenstift W a 1d h au s e n führte nach der Regierung der Pröpste Johannes Welser (1488-1490) und Martin Scheyzloch von Perg (1490-1500), Propst Konrad S c h rat t von Streitwiesen (1500-1530) 347 ) auf eine mittlere geistige und wirtschaftliche Höhe. Die Propstreihe von S c h 1ä g 1 weist in der behandelten Zeit einen dunklen Namen auf. Johannes III. (1481-1490) hatte sich als umsichtiger Hauswirt erwiesen und 1489 weg·en seiner aufrichtigen Frömmigkeit vom Papst den Gebrauch der Pontifikalien erhalten. Auf Drängen des von ihm gerufenen Administrators Ulrich resignierte der Propst. Gestützt auf ein Empfehlungsschreiben des Kaisers Fried- rich III., ging· Ulrich aus der Wahl hervor und reg·ierte als Ulrich II. von 1490-1493. Er führte zwar die Rosenkranzbruderschaft in Maria Anger ein 348 ), brachte aber durch sein flottes Leben, seinen häufigen Aufenthalt bei Hof und die Härte g·egen 'Seine Mitbrüder das Stift an den Rand des Abgrundes. In Geldnot verkaufte er nicht nur die Silber- g·eräte seiner Vorgänger, sondern auch hl. Gefäße, ja er trug sich sogar mit dem Gedanken, das Kloster mit kaiserlicher Hilfe an die Paulaner zu verkaufen oder zu verpfänden. Als ihm der 'Konvent aufs schärfste Widerstand leistete, wollte er sogar einige Konventualen mit Gewalt beseitigen. Sie konnten sich nur durch die Flucht retten. Sofort nach dem Tod seines Gönners Friedrich III. beorderte Maximilian I. den Abt von Mühlhausen zur Untersuchung nach Schlägl. Der Propst mußte resignieren und das Kapitel verurteilte ihn zu lebenslänglichem Kerker. Er starb noch 1493. Propst Johann IV. G r o ß hau p t (1493 bis 1499) hatte die schwere Aufg·abe, den gesunkenen Geist des Hauses zu heben und die finanziellen Schäden zu beheben. Obgleich er sich in den Mitteln vergriff, er führt e nämlich den böhmischen „Totfall" ein uncl 344 ) Harter J., Das Zisterzienserstift Schlierbach, Sonderabdruck aus dem Ave Maria, 1914, Nr. 1-4. Redtenbacher-Stiirzl, Stift Schlierbach, UBLT., 1911, Nr. 39. 345 ) Czerny A., Kunst und Kunstgewerbe im Stift St. Florian, S. 65 ff. 846 ) Stiilz J., St. Florian, S. 80, ist durch Czeruy A., Kunst und Kunst- gewei·be, S. 5G, überholt. 847 ) Hoheneck J., Genealogie, Bd. II, S. 757. Pritz F., Waldhausen, AOG., Bd. IX (1853), S. 305 ff. 348 ) Pröll L., Schlägl, S. 104 meint, wahrscheinlich auf Wunsch Friedrichs III.

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