Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

334 jedoch Unfriede und Zerwürfnisse. 1517 resignierte der kränkliche Abt freiwillig und erst nach langem Sträuben nahm der Reuner Professe Wolfgang die Postulation (1517-1520) an. Der Abt scheint jedoch im Kampf mit seinen Konventualen Mißgriffe gemacht 341 ) zu haben und wurde 1520 abgesetzt, das Haus wiederum visitiert. Abt Pankraz Puch in g· er (1520-1551) hielt noch den katholischen Kurs ein, er- baute trotz der schweren Steuern die Kirche St. Pankraz bei Engelszell und förderte die Kirchfahrten dorthin. Zwei Visitationen, eine Resi- gnation und eine Absetzung in dieser Zeitspanne zeigen die inneren Zu- stände Eng·elszells in keinem vorteilhaften Lichte. Dagegen erfreute sich das dritte Zisterzienserkloster B a um- g arten b e r g 342 ) des besten Rufes und großer Beliebtheit. Die zahl- reichen Pfründenstiftungen gaben dem Haus eine besondere Note. Johann IV. von Neumarkt (1487-1499) führte einige Bauten auf, Johann V. von Hirschenau unter Sarmingstein (1499-1507) hinterließ jedoch bedeutende Schulden. Ein neuer Geist zog· mit Abt W i 1- h e 1m I. Lu t i fuge 1 von Aug·sburg (1508-1519) in das Kloster ein. Der Abt ließ 1511 ein Kopialbuch aller im Stift vorhandenen Urkunden anleg·en, erneuerte die Jakobskirche auf dem Berg und wurde wegen seiner ausgezeichneten Fähigkeiten nach Heiligenkreuz postuliert. Die Wahl fi el auf Heinrich II. K e rn aus Kirchen-Turnbach in der Oberpfalz, woher noch zwei Mitglieder des Stiftes stammten. Er erwies sich während seiner Regierung (1519-1541) als tüchtiger Abt, der dem wirtschaftlich schwachen Stift viel nützte. Die zwei Frauenklöster Traunkirchen und Schlierbach waren „Ho- spitäler des Adels" . Die eigentlichen Nonnen waren zum Unterschied von den Schwestern durchwegs adelige Frauen. In T r au n k i r c h e n 3 ' 3 ) vergrößerte die humanistisch angehauchte Äbtissin Magdalena I. Kastner (1464-1497) die Bibliothek und suchte die Nonnen geistig zu fördern. Anna III. von Panichner zu Wolkersdorf (1497-1516), aus dem bekannten Salzburger Ministerialengeschlecht, erwies sich als ebenso fromme wie geschäftskluge Vorsteherin. Auf die sehr gebildete Äbtissin Dorothea II. Straßner (1516-1522) folgte l\fargaretha III. von Steinach (1522-1530), welche di e Hauschronik als „mater familias optima" bezeichnet. Das Haus war frei von Verfallszeichen, doch kein religiöser Mittelpunkt. Im kleinen Sc h 1i e rb a c h 344 ), ,,Unser Frauen Saal in der Sonne", lagen die Verhältnisse ähnlich. In der Äbtissinnen- reihe begegnen uns durchwegs bekannte Adelsnamen. Es regierten Martha Steinpöck (1484-1492), Agnes II. Zeller (1492-1500) aus dem bekannten Geschlecht in Schwertberg, Ursula Steinpöck (1500-1512), welche resignierte, Barbara II. Edelsberger (1512-1525) und Agnes I., Gräfin von Aheim (1525-1554) . 341 ) Schmid 0., übersichtliche Geschich te des aufgehobeueu Zisterzienser- stiftes Engelszell, StMB0., Bd. V (1884) und Bd. VI (1885). 342 ) Pritz F., Geschichte von Baumgartenberg, A0G., ßd. XII (1854), S. 40 f. Thesaurus Monasterii BVM. de Moute Pomario 1717 und Protocolium Archiv ie Pomariensis, Bd. I. Beide Hss . im Landesarchiv. 343 ) Frieß G., Geschichte des ehern. Nonnenkloster s 0. S. B. zu Traunkirchen, A0G., Bd. LXXXII (1895), 1. Hälfte, S. 240 f . Weißbacher J ., Das Dekanat Alt- müns ter, S. 108 f.

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