Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung
4 Landesbistum. Dagegen hatten sich die Landesfürsten und die Stände auf Grund des alten Ringens des Hochstiftes Passau um die wirtschaft- liche Vorherrschaft in Österreich daran gewöhnt, auch die kirchlichen Handlungen Passaus unter dem Gesichtspunkte der Machterweiterung 3,ufzufassen. Infolge der unmittelbaren Nachbarschaft neigte besonders das Land ob der Enns zu dieser Betrachtungsweise. Die Folgen waren schon vor der Kirchenspaltung sehr schädlichj 2. Die Dekanatsverfassung im Land ob der Enns. ( Die Dekanate in Österreich ob der Enns waren laut Ausweis der Pfarrverzeichnisse im 16. Jahrhundert dieselben geblieben wie im 15. Jahrhundert. Es ist daher statthaft, die aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammende Passaue r Ma tri k e l1 4 ) für die Dar- legung der Dekanatseinteilung zu benützen. Wiederholt gewechselt haben nur die Dekanats s i t z ej Eine topographische Einzelunter- suchung müßte die Veränderungen im Sitz des Dechants wie in den Dekanatsbezeichnungen im Zusammenhang mit dem Aufstreben oder der Rückbildung der betreffenden Orte beachten. Es zeigen sich in den Dekanatsverhältnissen ähnliche Bedeutungsverschiebungen wie in den Verhältnissen zwischen einer Reihe von Mutterpfarren zu ihren Filialen. ( Zu Beg·inn des 16. Jahrhunderts bestanden im Land ob der Enns drei Hauptdekanate und zwei Dekanatssprengel, die nur mit wenigen Ausläufern obderennsisches Land einbezogen. Zur ersten Gruppe zählen das Dekanat Lorch mit dem Sitz in Enns 15 ) und einer großen Anzahl von Pfarren im Land unter der Enns, das Archidiakonat 10 ) L a m b a c h mit verschiedenen Sitzen, z. B. Vorchdorf, Altmünster, Gaspoltshofen und das Dekanat in F r e i s t a d t, das von Naarn über Gallneukirchen dorthin gekommen war . Das westliche Mühlviertel gehörte zum Erz- dekanat P a s s au, das Mondseeland zum Archidiakonat Ma t t s e eJ Sämtliche Dekanate führen hinsichtlich der Bezeichnung·, des Deka- natss itzes und Umfanges in den verwickelten Werdegang des Landes ob der Enns zurück. Von einem stärkeren Hervortreten der Dekanatsorte als solcher ist im 16. Jahrhundert wenig zu bemerken, wohl ein Beweis dafür, daß die alte Einteilung veraltet war. r Die bedeutsamen geschichtlichen Vorgäng·e im 16. und im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts drängten zu einer N e u o r d n u n g d e r D e k a n a t s v e r f a s s u n g des Landes. 1632 nahm der Passauer Weihbischof Johannes VII. Kaspar Stredele in Linz die Änderung der Einteilung vor 17 ) . Das Land ob der 14 ) über die Passauer Matrikel vergl. S . 5 ff. 10 ) Das Dekanat rückte in der zweiten Hälfte des lG. Jahrhunderts nach Linz. Der erste Linzer Dechant ist Martin Purgleitner 1552-1582. Beiträge zur Geschich te der Stadtpfarre in Linz, L . Q. Sch. XV. (1862), S. 351. 18 ) über Archidiakonate und Archi diakon vergl. unten . 17 ) Brief des Pfarrers Herr isch von St. Georgen im Attergau an Graf Ke - venhii ller 1633 Juni 6 bei Lobninger J ., S t . Georgen im Attergau , S. 158. Die Pfarren der einzelnen Dekanate ebenda S. 159.
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