Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

331 und der Verfall der. katholischen Religion unaufhaltsam. fortschritt, wurde Passaus Arm in Österreich immer kraftlos er. Landesfürst und Bischof waren gebunden, die Erlasse wurden vom grünen Tisch bis zur Front immer mehr Papier. Das Land ob der Enns stand dem Ansturm der großen kirchlichen Revolution ziemlich offen. Die Frage war, welche Kraftquellen die alte Kirche noch hatte und wie lange sie noch dem immer stärkeren Angriff standhielt. Die Entwicklung hing· im weiten Ausmaße von den Klöstern ab, deren innere Verfassung wieder aufs engste mit dem Hoch- oder Tiefstand der regierenden Prä- laten zusammenfiel. Mit der Untersuchung darüber betritt die Arbeit den Boden des Landes ob der Enns selbst. II. Die Prälatur des Landes ob der Enns. Mo n d s e e hatte unter der langen Regierung· des Abtes B e n e- d i kt II. Eck von Pi b ur g (1463-1499) einen schönen kirchlichen Aufschwung g·enommen. Der Abt begann 1470 den Neubau der großen Klosterkirche, errichtete eine neue Marienkapelle und bestellte 1471 bei Michael Pacher den Marienaltar von St. Wolfgang·. Der welt- bekannte Altar mit der Wolfganglegende auf der Außenseite und der Krönung Mariens im Schrein, mit den aske tischen Gestalten St. Bene- dikts und St. Wolfgangs, verkörpert die strenge Auffassung des Ordens- lebens, Dienst Go ttes und der Schutzfrau des Hauses, Maria, im refor- mierten Mondsee 331 ) . Kirchlich-monastischer Geist verband sich in Abt Benedikt glücklich mit Förderung von Kunst und Wissenschaft. Dieses Erbe vollendete würdig Abt Wo 1f ga n g Hab e rl (1499-1521), ein gebürtiger Mondseer und ein in jeder Hinsicht hochstehender Prälat. Er war ein Liebling Maximilians I. (,,mein Mönch") und sandte dem Kaiser, der zur Abfassung· seines Tes tamentes einen Mönch erbeten hatte, den Prior Florian von Mondsee 332 ). Unter ihm gedieh Mondsee mit der Herrschaft Wildenegg an Österreich, kam aber noch im selben Jahr als Pfandbesitz an Salzburg. Neben anderen Schöpfungen zeigt die Gründung des Gymnasiums im Jahre 1514 Abt Wolfgang als Hu- manisten. Sein milder Nachfolger Abt Joh a nn es III. Hagen (1521-1536), von Tegernsee gebürtig, erlebte den Einbruch der ersten Reformationswelle auch in sein Haus. Einige Mönche fi elen zum Luther- tum ab, nur 7 Professen traten unter ihm in Mondsee ein. In K r e m s m ü n s t e r ent faltete Abt W o l f g an g I. W i d m a r (1488-1500), der Sohn eines Steyrer Ahlschmiedes, eine lebhaft e Bau- tätigkeit im Stift und auf den Pfarren 333 ). In der Stiftung zahlreicher Kapellen und Altäre zeigte er sich als echtes Kind der spätmittelalter- lichen Frömmigkeit. Nach der kurzen Regierung des Abtes Gregor Spatz (1501-1505) hielt mit Joh an n es I. Sc hr e in von Zlawings in Mähren (1505-1524) der Humanismus seinen Einzug in Krems- münster. Er war Mag·ister artium, ehemals Lehrer an der Klosterschule, und stand mit führenden Humani sten und Mitg·liedern der Donaugesell- 33 ') Zibermayr I. , Die St. Wolfganglegcnde, S . 55. 332 ) S chmidt 0., Beiträge zur Geschichte des ehern . Benediktinerstiftes Mondsee, S. 23. 333 ) Dorn Th ., Abriß der Baugesch ichte Kremsmünster, S. 27 f.

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