Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

330 Lang den kürzern gezogen hatte, mußte er sich 1514 mit der Koad- jutorstelle des Passauer Bischofs begnügen. 1517 übernahm Herzog Ernst im Alter von 17 Jahren nach dem Tode des Bischofs Wiguleus die Regierung des Hochstiftes. Leo X. hatte dem Prinzen die Dispens vom Alter und vorläufig vom Empfang der Weihen g·egeben. Herzog Ernst nahm auch später keine Weihe, auch nicht die Minores, wollte stets nur weltlicher Fürst des Hochstiftes Passau sein und führte den Titel „Administrator des Bistums Passau". Diese Auffassung ist zur richtigen Bewertung seiner heimlichen Vermählung mit einer Klein- adeligen wichtig 320 ). Sonst unterschieden ihn Mäßigkeit und Einfachheit auffallend von den Fürsten seiner Zeit . Als Bistumsadministrator be- währte sich Herzog Ernst vorzüglich. Die geistlichen Geschäfte führten die Weihbischöfe, der Generalvikar und die beiden Offiziale. Die Stellung zum Luthertum war Ernst durch seine Zugehörigkeit zum Haus Wittelsbach und seine Eigenschaft als Fürst eines Hoch- stiftes zugewiesen. Er war auf dem Reichstag 1518 in Augsburg, pro- mulgierte die Bulle Leo X. Exsurge Domine von 1520 Juni 15 gegen Luther, besuchte den Wormser Reichstag, die l\1ifäldorfer Synode 1522 und den Regensburger Fürstenkonvent 1524. Das scharfe Vorgehen des Administrators geg·en die Religionsneuerer (Verbrennung des Vikars von Waizenkirchen, Leonhard Käser, in Schärding 1527, von 12 Irr- lehrern im passauischen Anteil 1528, lebenslängliche Einkerkerung von Wiedertäufern aus Mähren und Österreich) dürfte auf die Herzoge Wilhelm und Ludwig· zurückgehen, die auch ihrem Bruder Ernst wegen seiner Lauheit g·egen die Ketzer und in der Herstellung ·der verfallenden Kirchenzucht Vorwürfe machten. Die weiteren Ereignisse, besonders die Übernahme des Erzstiftes Salzburg durch Herzog Ernst, über- schreiten weit den Rahmen dieser Arbeit. Entscheidend war, daß in den kritischesten Jahren an der Spitze der Passauer Diözese ein Fürst, kein Bischof stand. Im Passauer Kapitel selbst zeigten sich frühzeitig Spuren der Zersetzung. 1524 schrieb der Passauer Domdekan Rupert von Mosham an Pirkheimer,· sein Freund Wolfgang Strommer möge ihm eine schöne und reiche Braut verschaffen, damit er sich, falls ähm sein geistlicher Stand nicht mehr gefalle, nach Nürnberg als dem sichersten evangelischen Exil wenden und als Bürger vergnügt leben könne 330 ). Der österreichische Diözesananteil blieb Herzog Ernst voll- ständig fremd, den sinkenden Einfluß suchte die Passauer Kurie durch den Landesfürsten zu wahren. Da aber Ferdinands I. Stellung durch die Türkengefahr und die steigende Ständemacht stark g·eschwächt wurde 829 ) Ober sei nen Sohn Eustacbius vergl. Druffel, A. v. , Briefe uud·Akten 1.ur Ge- schichte des 16. Jahrhunderts mit besonderer R ücksicht auf Bayerns Fürsten- haus, Bd. I, S. 59G. 330 ) Wiedemann Tb. , a. a. 0 ., Bd. II, S. 335. Rupert von Mosham wurue 1539 abgesetzt, durchzog Deutschland u nd wandte sich nach vergeblichen Ver- suchen, seine Reformpläne in Niirnberg und bei den Kurfürsten an den Mann zu bringen, in die Schweiz, die ihn aber des Landes verwies. 1542 wurde er auf An- trag des Bischofs Wolfgang von Salm in Osterreich festgenommen, nach Passau ausgeliefert und in Schloß Oberbaus gefangen gesetzt. Im Frühjahr 1543 endete der Gefangene durch Selbstmord. Heuwieser 111., Ruprecht von Mosbam, 1913. Krick L., 33 a lte Passauer, S. 22 ff.

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