Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

329 1470 zurückg·egriffen haben dürfte, fast nichts bekannt 325 ). Trotz des Beschlusses der Klerusreformation und der Wahl von Synodalzeugen kam nichts zur Durchführung und die 1506 in Passau abgehaltene Sy- node versandete g·änzlich 326 ) . Zerschellte auch der Reformwille eines Mannes an der Macht der allgemeinen Zeitverhältnisse, so blieb doch ein schöner Teilerfolg der Reformarbeit des Bischofs, d i e V e r s o r- g u n g m i t w e r t v o 11 e n 1i t u r g i s c h e n B ü c h e r n, der Diözese nicht vorenthalten. Wie wenige andere Bistümer nützte die Passauer Diözese die Buchdruckerkunst für die liturgische Erneuerung aus. Schon die Passauer Synode von 1470 hatte in Punkt 41 Gleichheit der Missalien und Ritualien in der g·anzen Diözese gefordert. Das litur- gische Reformwerk des Bischof Wiguleus umfaßte folgende Werke und Ausgaben: Eine Neuauflage des Passauer Rituale von 1490 (1500), Actus sacerdotalis (1500), ein Passauer Missale (1509), ein P. Graduale (1511), ein P. Missale (1512), ein P. Psalterium (1512), ein Werkchen für den richtigen Chorgesang (1513), ein :Reisemissale (1513), ein Vigilien- buch (1513), ein Rubrikenbüchlein (1513), eine Passauer Ag·ende (1514), eine vermehrte Neuauflage des Actus sacerdotalis (1517), sämtliche bei Johannes Winterburger in Wien. Außerdem 2 Passauer Missalien (1503 und 1505) in Augsburg, ein Begräbnisbuch (1513), ein P. Missale (1513) und eine Neuauflag·e des Passauer Rituale (1514) in Basel, ein P. Mis- sale (1514) in Nürnberg 327 ). Mit diesen durchwegs sorgfältig bearbeitet en Büchern trat Passau in die erste Reihe der deutschen Diözesen. Wigu- leus verdient den Ehrennamen eines katholischen Reformbischofs und hatte mit seinem Vorgänger das Hauptverdienst, daß bei Ausbruch der Glaubensspaltung im Land ob der Enns keine gröberen Mißzustände herrschten. Für die innerkirchlichen Verhältnisse des Landes ob der Enns war es ein Verhängnis, daß 1517 E r n s t, H e r z o g v o n B a y e r n, die Leitung der Diözese übernahm und bis 1540 führte 328 ) . Ernst war als Sohn des Herzog·s Albrecht IV. von Bayern 1500 in Burghausen ge- boren und hatte sich mit seinem Lehrer Aventinus (Johannes Thur- mayer) in Pavia, Rom und Paris zwecks Studien aufgehalten. Die Universität Ingolstadt verlieh unter Dr. Eck dem bayrischen Prinzen als Rektor der Hochschule die Magisterwürde der Theologie. Nachdem Ernst im Wettbewerb um die Koadjuterie in Salzburg mit Matthäus 325 ) Lorenz Mitteruau er notierte s ich fo lgende Punkte: Verteidigung der K l eruspriv il egien gegen den weltlichen Arm, Freiwilligkeit in d&r Venichtung der 7 Bußpsa lmen, Dispens von Vigilien für Be ichtväter und Prediger in der Fastenzeit, Reformation und Besteuerung des Klerus. Schi f fmann K., Annali - st ische Aufzeichnungen , AGDL., Bd. II (1905), S. 2G4 f. 328 ) Mi tternauer sagt : .,Ez was a ls trisch trasch, misch masch und vexa popu l or nm." A. a. (J., S. 266. 3 " ) W iedemann Th., a. ·a. 0., Bd. II, S. 349 f . Franz A., Zur Geschi chte der gedruckten Passauer Ritualien, TPMS., Bd. IX (1899), S. 81 f . Hansiz M., Ger- mania sacr a , S. 600, Klein A., Geschichte des Chri stentums , Bd. III, S. 259, und Mitteilungen der Direktion der Studienbibliothek in Linz. 1518 erschien noch in Venedig bei Peter Lichtenstein das Directorium perpetuum des Georg Pürpeckh bei St. Paul in Passau 'und 1522 gleichfalls in Venedig ein P.-Missale. 32 8 ) Schrödl K., Passavia sacra , S. 325 ff., Wiedemnnn Th., Reformation und Gegenreforma tion, Bd. II, S. 332 f f.

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