Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

328 Kapitels vom Wahlrecht den Passauer Bischofstreit 1480-1482. fa Passau suchte der Gewählte in der Regel nur dann um die päpstliche Bestätigung an, wenn die Wahl nicht mit Stimmeneinhelligkeit erfolgt war. Da dies bei Bischof Friedrich I. Mauerkircher der Fall ·war und Bischof Friedrich II. Graf von öttingen Dispens wegen des Alters und der Weihen bedurfte, holte sich Christoph Schachner freiwilli g die Be- stätigung vom Papst, die von da an regelmäßig nachgesucht wurde 318 ). 1490 war Bis c h o f Friedrich II., Graf v o n Ö t t in g· e n unter verdächtigen Umständen in Linz gestorben. Er hatte nie die Weihen empfangen, kümmerte sich wenig um die Reg·ierungsgeschäfte, sondern führte großen Aufwand und ein schwelgerisches Leben. Im Gegensatz zu diesem weltlichen Fürsten war sein Nachfolger Chr i- st o p h von Schach n er (1490-1500) eine kirchliche Erscheinung: von vorbildlicher Lebensführung 319 ). Die Restauration der Haus- und Hofkapelle U. 1. Frau und die Errichtung eines K.ollegiatstiftes (1 Propst, 6 Kanoniker) an der Salvatorkirche in der Ilzstadt bekunden seinen kirchlichen Sinn. Für das Hochstift war er ein sparsamer und fri edliebender Herr. Zahlreiche Visitationen uncl Konsekrationen führten ihn und die W e i h b i s c h ö f e A 1 b e r t S c h ö n h o f e r, N i k o- 1 a u s C a p s und B e r n h a r d Me u r 1 v o n L e o m b a c h in das. Land ob der Enns 320 ) . Der Geist der inneren Reform des Klerus und der Seelsorge, der in Passau dank der Persönlichkeit eines Dr. Paul Wann eine Heimstätte gefunden hatte, sah in Bischof Schachner einen eifrigen Förderer. 1490 war dar. erste vollständig·e Passauer Rituale aus der Presse gekommen 321 ), 1496 ein Büchlein „Modus predicandi baptizantique etc." erschienen 322 ). 1497 hatte der Domprediger Dr. Michael Lochmayr in seinem „Parochiale curatorum" eine Darstellung der Rechte und Pflichten der Pfarrgeistlichen gegeben 323 ). Dieses Reformwerk erlebte eine Fortsetzung· unter clem Nachfolger Schachners. Bischof W i g u 1 e u s Fr ö s c h 1 v o n Marz o 11 (1500-1517)r Domdekan und ehemaliger Offizial des Bischofes Friedrich Mauer- kircher, hatte in seinen politischen Anschauung·en stets scharf die Passauer Richtung vertreten und nach clem Tocl des Kardinals I-Iesler dessen Anhäng·er, besonders den Propst von St. Pölten, verfolgt 324 ). Sonst war er von aszetisch-streng·er Lebensweise, fromm, wohltätig und gerecht und daher ein entschiedener Anhänger der Kirchen- und Klerusreform. Schon als Domdekan war er streng·e gegen die Kano- niker vorgegangen. 1503 schrieb er eine Diözesansynode pro corrigendo vitiis dedito clero nach Mautern aus, die aber dann in Passau abgehalten wurde. Leider ist von dieser Synode, die auf die Bestimmungen von 018 ) Klein A . , Geschichte des Chri stentums, Bd. III, S. 295 f. 310 ) Schrödl K., Passavia sacra , S. 309 ff. 320 ) Vergl. die Reges ten dieser Arbeit. 321 ) Franz A.., Zur Geschichte der gedruckten l'assauer Rituali en, 'l'PMS., Bd. I X (1899), S. 81 f . Es wu rde 1494 auf Kosten des Passauers Johann Petrus in Venedig von J ob. lfertzog nachgedruckt und erlebte 1500 eine Neuauflage. "') Cod. Flor. XI, 425. Cze,r ny A., Die Hss. der Stiftsbibliothek S t. Florinn, s. 159. 323 ) Krick L., 33 alte Passauer, S. 15. 324 ) K lein A., Ges~hi chte des Christentums, Bel . III, S. 2.J0 f .

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