Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

.327 ämter nieder und wurde 1522 von den Mönchen St. Peters zum Abt gewählt, nachdem ihm Lang in Rom die Erlaubnis zum übertritt in den Benediktinerorden erwirkt hatte. 1524 starb Staupitz, der in St. Peter noch den Austritt einiger Religiosen erlebt hatte. Seine weitver- breiteten Schriften reihen ihn in die Mystiker ein, als Gesamterschei- nung trägt seine Persönlichkeit alle Merkmale einer Zusammenbruchs- .zeit an sich. Eine zweite Predigergestalt, die am Beginn der Refor- mation in Salzburg auftrat, war P a u l S p e r a tu s. Der adelige .Schwabe war bereits 1512 als kaiserlicher und päpstlicher Notar in Salzburg gewesen, hatte 1516 die Stelle eines Predigers in der Fran- ziskanerkirche bekleidet und wurde 1519 Domprediger in Würzburg. Da er im Sinne Luthers predigte und heimlich heiratete, mußte er 1519 Oktober 2 Würzburg verlassen und hielt sich im Winter 1519/1520 in Salzburg ,auf. Vom Erzbischof ausgewiesen, ging er nach Wien und er- regte dort großes Aufsehen. 1522 Jänner 12 predigte er auf der Kanzel von St. Stephan über Römer XII1, gegen die Ehelosig·keit, die Kloster- gelübde und über den alleinseligmachenden Glauben. Nach der Exkom- munikation durch die theologische Fakultät 1523 wanderte Speratus nach Iglau aus und antwortete auf die Verurteilung· mehrerer Stellen -seiner Predigt in einer Streitschrift 317 ) . Auch Erzbischof Lang griff er als „grausamen Behemoth und weitäugigen Leviathan, der dort in seinem Nest wie in einem Paradies sitze", an. Die zwei Männer verkörpern zwei Typen der Kleriker der Reformationszeit. Staupitz kam von der Mystik, war weniger auf die Wirksamkeit in der Öffentlichkeit eingestellt und blieb trotz mancher gegenteiliger Anschauungen in der alten Kirche. .Speratus vertrat den kämpferischen Typus, ,der seine Aufg·abe im An- griff sah, die Früchte der Neuerung für sich pflückte und die alte Kirche verließ. Durch beider Männer Wirksamkeit war EB. Lang· in <len entscheidenden Jahren mit dem Luthertum in Berührung ge- kommen. Sein staatsmännischer Blick hatte die Tragweite der Bewe- gung sofort erkannt und so gehörte er zu den treibenden Kräften, welche in der „Reg·ensburger Ordnung" von 1524 die Grundlage für die süddeutsche Gegenreformation schufen. Wenngleich seine Maßnahmen gegen die lutherische Bewegung nicht durchgreifend waren, ver • hinderten sie doch den offenen Abfall des Landes von der katholischen Kirche. Domkapitel, Prälaten und niederer Klerus, Adel und Bürger- schaft standen größtenteils zur alten Lehre, nur in den Berg·werken trat der Protestantismus schärfer hervor. Ohne Zweifel erreichte Lang diesen Erfolg weniger als Erzbischof denn als Landesfürst. Wie ganz anders verhielt es sich mit Passau, wo der Bischof dem Land ob der Enns nur als ausländischer Kirchenfürst gegenüberstand. 2. Die Passaue1· Bischöfe. Die Passauer Bischöfe wurden vom Domkapitel gewählt. Als 1478 der Papst Kaiser Friedrich III. das Ernennungsrecht für den zu- künftigen Bischof zugestanden hatte, entfesselte die Ausschaltung· des 317 ) Wiedemann Th .,.a. a. 0 ., Bd. I, S. 2i ff.

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