Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

326 Koadjuterie des kaiserlichen Günstling·s Matthäus Lang, welche dieser gegen das Versprechen der Erwirkung der Säkularisationsbulle vom Papst 1514 im Domkapitel durchgesetzt hatte. Mit diesem Manne, dessen Stern meteorgleich auf dem düsteren Hintergrund seiner Zeit leuchtete, steht der erste Erzbischof des Zeitalters der Glaubensspaltung vor uns. Matthäus Lang· von W e 11 e n b ur g (1519-1540) 315 ) wurde als das vierte von dreizehn Kindern einer alten, verarmten, erst 1498 geadelten Aug·sburger Patrizierfamilie 1468 geboren. Nach Studien in Ingolstadt, Wien und Tübingen kam Lang dank seines gewinnenden Wesens und seiner Rechts- uncl Sprachkenntnisse in die Kanzlei des Reichskanzlers Berthold von Mainz uncl dann in die Kanzlei Maximi- lians L, dessen erklärter Liebling er wurde. Der Kaiser kommendierte Lang die Einkünfte verschiedener Pfarreien, Propsteien und Abteien, machte ihn 1500 zum Dompropst von Augsburg und bald darauf gleich- zeitig zum Dompropst von Konstanz, 1503 zum Koadjutor, 1505 zum Bischof von Gurk. 1512 wurde Lang Kardinal, 1514 Koadjutor des Erz- bischofs Leonhard von Salzburg und nach dessen Tod Erzbischof. 1519 September 23 hielt Lang·, nachdem das Pallium von Rom ang·ekommen war, mit nie gesehener Pracht seinen Einritt in Salzburg, empfing· am 24. September die Priester-, am 25. September die Bischofsweihe und feierte am 26. September (Virgilius) sein erstes Hochamt. Der Erzbischof brach dann sofort auf, reiste Karl V. nach Löwen entgegen, nahm an der Krönung in Aachen teil, begleitete den Kaiser auf den Wormser Reichstag, Erzherzog Ferdinand nach Linz, wo er dessen Trauung mit Anna von Ungarn vornahm und kehrte dann nach Salzburg zurück. Für die geleisteten Dienste bedankte Karl V. Lang mit dem spanischen Erzbistum Cartagena, · dessen Einkünfte der Erzbischof bis an sein Lebensende bezog. Aus der Tätigkeit des Erzbischofs kommt für diese Arbeit nur seine Stellung zur Glaubensspaltung in Frage. Schon 1518 war Kardinal Lang mit der von Luther entfachten Bewegung in Berührung gekommen. Lang weilte in Augsburg, wo der Legat Thomas de Vio anläßlich des Reichstages mit Luther verhandelte und durch Staupitz Luther zur Unterwerfung unter die Kirche bringen wollte. Der Provinzial und Generalvikar der reformierten Augustiner- eremiten Johann von Staupitz war seit 1511 in Salzburg als Prediger v;-ohlbekannt 310 ) und hielt im Advent 1518 und in der Fastenzeit 1519 und 1520 Kanzelvorträge. Staupitz erblickte in Luther anfangs den Reformator innerhalb der Kirche, nahm längere Zeit Luther gegen- über eine unentschiedene Stellung ein und rückte erst bei der vollen Entfaltung der neuen Lehre von ihrem Urheber ab. 1520 berief Erz- bischof Lang Staupitz als Stiftsprediger. 1521 legte dieser die Ordens- 316 ) Legers P., Kardinal Matthäus Lang. Ein Diplomat im Diens te Kai ser Maximilians I., Mitte il ungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Bd. XLVI (1906). S. 437-517. Hauthaler W., Card inal Matthäus Lang und die religiös- soziale Bewegung seiner Zeit (1517-1540). Widmann H., Geschichte Salzburgs, Bd. III, S. 1 ff . 8 16 ) Bereits 0 Winter 1511/1512 hatte Staupitz in Salzburg geweilt und in der Fastenzeit, wie auch spä ter, Predigten gehalten. 1512 Februa1· 25 traf der von Rom zuriickreisencle Lnther in Sal zburg mit seinem Generalvikar zusammen.

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