Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

325 1. Die Erzbischöfe von Salzburg. Die Salzburger Erzbischöfe wurden vom Domkapitel gewählt, suchten aber als Metropoliten und wegen des Palliums stets in Rom um Bestätigung an. Der Kaiser hatte keinen rechtlichen, wohl aber einen tatsächlichen Einfluß auf die Wahl. Der Gewählte hatte als Reichsfürst den Lehenseid zu leisten und die Belehnung (die „Regalien") zu empfangen. Die einzelnen Akte dieser kaiserlichen Handlung lagen zeitlich oft auseinander 313 ) . Der erste Erzbischof der Periode von 1490 - 1525 war Graf Fr i e d r i c h von S c hau n b e r g, aus dem vornehmsten Geschlechte des Landes ob der Enns 314 ). Er g-ing 1489 Dezember 19 aus einer rein formellen Wahl !hervor und regierte bis 1494 Oktober 4. Kaiser Fried- rich III. hatte dem Domherrn Salzburg bereits zugesagt, wogegen ihm der Schaunberger im Vertrag· von 1489 Dezember 11 die Städte Steyr und Enns, Schloß Kreuzenstein, die Einkünfte von Klosterneuburg und Korneuburg, unentgeltliche Rückstellung aller Pfandschaften des Erz- bischofs Johann und 26.000 ungarische Dukaten in 4 Jahresraten oder nach Wunsch des Kaisers die unentgeltliche Rückgabe der Herrschaften. Frankenburg und Kog·l versprach. Es gelang dem Schaunberg·er, da& auf dem tiefsten Punkt des Veifalles angelangte Erzstift wieder zu heben . Auf der Provinzialsynode von Mühldorf 1490 Oktober 19 suchte er eine sittliche und religiöse Reform des Klerus anzubahnen. Die 49 Ar- tikel, die übrigens nur ältere Synodalverfügungen wiederholten, blieben unwirksam. Nach dem früh en Tod des Erzbischofs folgte Sig·ismund von Holleneck, der aber schon nach ·achtmonatlicher Regierung 1495 Juli 2 (ocler 3) starb. Der nächste Erzbischof L e o n h a r d v o n K e u t s c h ach (1495 bis 1519) regierte das Erzstift bis zum Ausbruch der Glaubensspaltung. Wie Friedrich von Schaunberg ein Günstling Kaiser Friedrichs III., hatte ihm dieser schon früh er die Dompropststelle verschafft. EB. Leonhard war ein würdiger Kirchenfürst, frei von den Fehlern vieler Prälaten seiner Zeit, ein vorzüglicher Verwalter des Erzstiftes, das er durch sorgfältige Finanzwirtschaft zu heben suchte. Er war durchdrungen vom Bewußtsein landesfürstlicher Herrlichkeit, kein Freund des Bürger- tums. Glänzende Hofhaltung· und r eiche Bautätig·keit, aber auch harte Justiz und übermäßiger Nepotismus kennzeichneten seine Regierung·. Kirchlich treten drei Ereignisse schärfer hervor: Das Provinzialkonzil von 1512 März, das die Verordnungen von 1490 auffrischte und eine Visitation aller Kapitel, Klöster und Pfarren binnen 6 Monaten an- ordnete, - die nie ausgeführt wurde, - die Säkularisation des Dom- kapitels, das sich der Augustinerchorherrenregel entledigen wollte und nach vielen Kämpfen 1519 September 20 „freiweltlich" wurde und die "' ') EB. Leonhard von Keutschach erhielt den Blutbann von Maximilian I. 1495 September 4, die Rega li en schriftli ch von Augsburg aus 1496 Jnli 9. Widmann H., Geschichte Salzburgs, ßd. II, S. 345. Persönlich nahm er die Regalien 1501 Agnestag mit Bischof W' igul eus vou Passau entgegen. Schiffmann K., Annali - s ti sche Aufzeichnungen, AGDL., Bd. II (1905), S. 263. 314 ) Die Darstellung folgt Wiclmann H., Geschichte Salzburgs, Bd. II, S. 339 ff.

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