Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

3 liehen Eckpfeiler nördlich zur Ischl, unterbrochen nur durch den Paß Gschütt, läuft ein Stück am nördlichen Ufer des Wolfgangsees, biegt sich in einer Schleife zum Attersee und führt westlich vom Mondsee und Irrsee nordwärts über Straßwalchen zu den Ausläufern des Kober- nauser Waldes. Das ist eine durch Gebirge und Seen gleichgeschützte Grenze, durch die nur der Hauptstraßenzug Salzburg-Straßwalchen- Frankenmarkt-Vöcklabruck-Lambach zwischen den beiden Ländern lief. Ganz anders sind das Hochstift Passau uncl das Land ob der Enns verbunden. Passau ist Anrainer am Hausruck und im Mühlviertel, durch die Donau und die großen Straßenzüge Braunau-Ried-Lam- bach, Schärding - Peuerbach - Eferding - Linz aufs engste mit dem Land ob der Enns verknüpft. Dazu entfremdete der jahrhundertalte Kampf um das „Osterland 11 ) die Territorien Salzburg· und Passau. Es bestehen nur offizielle Beziehungen, so durch die Synoden von 1549, 1569 und 1573, durch die militärischen Hilfen Salzburgs anläßlich des ersten obderennsischen Bauernaufstandes 1525 und der Erhebung im Salzkammergut 1601/1602. Auch die Beförderung des Passauer Ad- ministrators Ernst von Bayern auf den erzbischöflichen Stuhl 1540 konnte daran nichts ändern. Eine Au s n a h m e von der natürlichen und geschichtlichen Absperrung Salzburgs und Passaus, beziehungs- weise des Landes ob der Enns bildet das Mo n d s e e 1a n d. Zufolge· seiner geographischen Lage und der einzigartigen Anziehungskraft Wolfgangs als Wallfahrtsstätte bildete Mondsee das kirchliche Binde- glied zwischen Salzburg und dem Lande ob der Enns. r Auch in der zweiten Frage der E r r i c h t u n g e in e s ö s t e r- r e i c h i s c h e n L an d e s b i s t u m s siegte Passau. Schon Herzog Leopold VI. suchte 1207 im Rom ein Bistum Wien dt chzusetzen. Er erinnerte Innozenz III. an die große Ausdehnung cles Bistums Passau, die den Bischof an seinen engsten Verpflichtungen wie Altarweihen, Spendung der Firmung und der Priesterweihe hindere. In dem zwischen Passau und Wien einsetzenden Kampf, den der wirtschaft- liche Wettbewerb um den durch Österreichs Erstarken bedrohten Donauhandel Passaus verschärfte, unterlag der Herzog. Sein Traum, Wien als Bischofsitz, war vernichtet, wie sich später herausstellte zum gTößten Schaden für die kirchliche Sache. Als Kaiser Friedrich III. 1469 das Bistum Wien und 1477 das Bistum Wiener - Neu- s t a d t erreichte, waren z w e i K ü m m e r f o r m e n geschaffen, die in den ersten Jahrzehnten ihres Bestandes kaum Bewerber fanden. Erzbischof Bernhard von Salzburg verbot sogar den vom ersten Wiener-Neustädter Bischof geweihten Priestern die Ausübung ihrer kirchlichen Funktionen 12 ). Die Loslösung Österreichs von der Diözese Passau und clie Errichtung eines Landesbistums waren gescheitert 13 ). [ Die Glaubensspaltung ereilte Österreich ohne Landesbischof und 11 ) Auf dem Innsbrucker Au sschußlancltag 1518 unterscheiden die obcler- ennsischen Stänclevertreter ein „Osterland unter der Enns" und ein „Osterland ob der Enns". Landtagsannalen, Bel. I, BI. 200-202. 1 2 ) Knind l R., Deutschösterreich, S. 214. 18) Vnncsa M., Bd. I, S. 455 f. 1*

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