Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

314 Das traurige Ereignis hatte nach dem Geständnis der Mörder fol- gende Vorgeschichte 283 ) : Andreas Küeschink, Kämmerer uncl Schwestersohn des Abtes, besuchte nach einer Kirchfahrt nach Ötting seinen Bruder Wolfgang, Tuchscherer in Steyr. Als dieser mit dem Plan herausrückte, er werde den Abt entweder schätz en oder ganz umbringen und die Kleinodien rauben, sagte Andreas zu. Wolfgang Küeschink hatte sich längere Zeit mit einem Spießgesellen Wolfgang· Schneider mit Teufelsbannung und Schatzgräberei (u. a. in Zeiselmauer) abgegeben, „vas t verzehrt", sich um Geldeswillen dem Teufel verschrieben, war mit seinem Kumpan wiederholt auf die Wegscheid gegang·en und hatte sich dem Teufe l geg·eben. Diese drei ermordeten 1493 Oktober 21 den Abt und beraubten ihn. Auf der Folter sagt e Schneider aus, der Scherer habe ihn vor der Tat gefragt , was man einem in Rom zu Buße gäbe, der einen Priester erschlüge? Er hätte geantwortet: ,,man vergeh ihm es zu Rom alles." Die weitere Untersuchung und 1 die Hinri chtung· der Übeltäter gehören nicht hieher. Dagegen ist es interessant, daß die dem Paps t reservier te Exkommunikation auf ein solches Delikt dem Tä ter bekannt war. Gelegentliche andere Tötungen von Pries tern kamen wohl vor, liegen jedoch innerhalb der Grenzen gewöhnlicher Krimina- lität284). Nicht nur Leib und Leben des Klerikers, sondern auch seine Ehre waren durch die Gesetzgebung· besonders geschützt, wie die Sat- zungen de r Pantaidinge zeig·en. Während der erste Punkt häufig das „Wand!" für die Beleidigung· des Landesfürsten bestimmt, gibt der zweite die Strafsätze für Beleidigung·en der Priester an 285). Man kann mit Recht annehmen, daß das Privilegium canonis jm Volksbewußtsein noch deutlich weiterlebte. 2. Das Privilegium fori. Das Recht der Verantwortung· des Klerikers in Straf- und Zivil- sachen nur vor dem geistlichen Gerichte bes tand zwar noch in der Pas- sauer Diözese, war jedoch in der fraglichen Zeit bereits stark beschnit- t en. Als grundsätzlicher Gegner des eigenen geistlichen Gerichts- standes war von jeher das Landesfür stentum aufgetret en. Im Land ob der Enns verstärkten diese Haltung die gegen jede Rechtserweiterung Passaus überaus empfindli chen Landstände. Um 1500 war der Kampf um die Rechtszuständigkeit des bischöflichen oder des landesfi.irstlichen 283 ) Ei ne A bschrift des Ver h ör es mit den 3 Mördern von 1494 Freitag 'Nach t nach E r hardi a us dem Stadtarchi v S teyr verdanke i ch Herrn Di rektor Dr . Kon- 1·a d Schi ffma nn. Dazu P r evenhuber , Annales Sty.renses u nd P ritz F ., Gar s ten und Glei nk, S . 37 f. 284 ) E ine Ausna hme scheint in Wesenufer vor zuliegen . 1517 wur de der P ri ester Hans Etman sp er ger la ut Aussage des Grabste ines „von wegen se in war - heit" von H a ns ';Schovsledr entl ei bt . S trn a dt J., Peuerbach, S . 227. 285) Das Windhager P a ntaiding von 1500 se tzte in Punkt 2 fe st: ,.So a iner einem Pries t er spö tliche Sch endtwort zuset zt, is t zu Wannd CXXII d. " Abschrift im Archi v des Domkapi tels in Lin z. 72 P fenn ig waren eine f eststehende Ge lds trafe , das „kleine Wand!". Das „große Wa nd! " war gan z versch ieden. In W ilhering betrug es 1517 5 P f und 2 d. Im Lan d unter der Enns nur 6 s , 2 d . Schiller L., Ein Ta iding im K los ter Wilhering, HG. , Bd. VII (1926), S. 169.

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