Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

2 stand der weltlichen lutherischen Stände und war auch der österreichi- schen Regierung unerwünscht 0 ). Irn letzten Viertel des 16. Jahrhun- derts gebrauchen sowohl der Passauer Bischof wie seine Kanzlei für den obderennsischen Diözesananteil wiederholt die Bezeichnung „0 : österreichische Diöces" und nehmen so den Ausdruck Diözese füi:- Verwaltungseinheit').J Dieser Rechtssachverhalt irn 16. Jahrhundert ist das Ergebnis- einer verschiedenen staatlichen und kirchlichen Entwicklung. Es zeigt sich aufs deutlichste das Beharrungsvermögen kirchlicher Ordnungen gegenüber der rascheren Wandelbarkeit staatlicher Verhältnisse. Die Diözesanzugehörigkeit Österreichs blieb der Hauptsache nach bis zur josephinischen Neuordnung so, wie sie Herzog Otilo und Bonifatius 739 durch die Einteilung Bayerns in die Bistümer Salzburg, Freising, Regensburg und Passau begründet hatten 8 ). r Die G e s C h i C h t e d e r D i ö z e s a n V e r f a s s u n g weist. z w e i H a u p t e r e i g n i s s e auf, den W e t t k a m p f z w i s c h e n S a 1z b u r g u n d P a s s a u u m d i e V o r h a n d i rn O s t e n und die zähen B e rn ü h u n g e n d e r ö s t e r r e i c h i s c h e n L an d e s- f ü r s t e n u rn e i n L a n d e s b i s tu rn.) Zur Zeit der karolingischen Ostmark hatte sich durch die Erhebung· Salzburgs zum Erzbistum und die pannonische Mission Arnos der Sieg um die Vorherrschaft Salzburg zugeneigt") . Pilgrim von Passau holte indes den Vorsprung nicht nur ein, sondern er wagte unter Berufung auf die geschichtliche Fiktion, Passau = die Fortsetzung von Lorch, die Unterbreitung eines Bullen- entwurfes an Papst Benedikt VII., in dem die Erhebung Passaus zum Erzbistum über Unterpannonien, die Avaren und Mähren angestrebt war 10 ). Zwar lehnte die Kurie dieses Ansinnen ab, doch setzte sich Passau in „Österreich" entscheidend fest und bereitete durch eine Diözesangrenzregulierung die Ausschaltung der Erzdiözese Salzburg bis auf den Südosten Österreichs unter der Enns vor{ Diese alte Ri- valität zwischen Salzburg· und Passau zieht sich durch das ganze 16. Jahr- hundert hindurch und flammt bei kritischen Ereignissen irnrner wieder auf. Z w i s c h e n Sa 1z b ur g und Pass ?, u besteht eine Art. S c h e i d e w a n d, die teils auf den Grenz- und Verkehrsverhältnissen zwischen Salzburg und dem Land ob der Enns, t eils auf den g·eschicht- lichen Gegensätzen fußt.) Die Grenzlinie zieht vorn Dachstein als süd- ') Dieser Plan war die Folge des gescheiterten Versuches des Bischofes,. seinen Schwager Veit Tättenpeck als seinen Vertreter auf die Liuzor LandtagE< zu schicken. Das Schreiben des Bischofes an die obderennsischen Stände von 1577 März 10 im Landesarchiv, Neuerwerbungen, Bd. XVI, Nr. 2. Der Protest der Stände im Mahnschreiben von 1584 Juni 15, Punkt 8. Annalen, Bd. XVI, BI. 437. 7 ) 1587 März 6 sagt Bischof Urban zu EH. Ernst von der Pfarre Grtlnau, in der Herrschaft Scharnstein gelegen, .,Vnnsers 0. O. Dioeces". Im gleichda- tierten Schreiben an Heimbart Jörger und Melchior Kies! wegen der Pfarre Grünau finden sich die Wendungen „Vnnsers O : Osterreichischen Dioces" uncli ,,Vnnsers O : 0 : dioces". Die drei Aktenstlicke im Ordinariatsarchiv, PA., Fasz. Grünau. 8 ) Widmann H., Geschichte Salzburgs, Bd. I, S. 74. ') Vancsa M., a. a. 0 ., Bd. I, S. 168. 10 ) Ebenda, S. 408.

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