Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

305 Kaiser 232 ), der Landeshauptmann' 33 ), der Vizedomm) und hohe Adelige 23 ;;) wurden unablässig „angelaufen" und teilten Expektanzen oder Emp- fehlungen aus. Das alte i u s p r i m a r u m p r e c u m der P a s s a u e r B i s c h ö f e 236 ), das heißt das Recht, einmal nach Amtsantritt von den Klöstern der Diözese die Besetzung einer inkorporierten Pfarre mit -einer empfohlenen Person zu verlangen, hatte sicherlich zur Aus- bildung eines ähnlichen Rechtes auf Seite des Landesfürsten beige- tragen23·) . Wer keinen Fürsprecher hatte, mußte den Weg der Be- w e r b u n g· beschreiten. Da es eine Ausschreibung· erledigter Pfründen nicht gab, hing· alles von rascher Verständigung und persönlicher Vor- stellung ab. Die Erledigung einer Pfarrpfründe erfolgte durch Tod, Verzicht, strafweise Aberkennung ,und in der Zeit der schärfsten ,Kon- fessionskämpfe durch Vertreibung des Pfarrers. Die „E r s e t z u n g d e r P f a r r e" g·estaltete sich auf inkor- porierten Stiftspfarren und Weltpriesterpfarreien verschieden. Rechtlich zerfiel der Vorg·ang allgemein in die vier folgenden Akte: 1. Präsen- tation des Bewerbers, den der Vogt der Pfarre ausgesucht hatte, an den Lehensherrn. 2. Verleihung der Pfarre durch den Lehensherrn. 3. ,,Konfirmation" des Bewerbers durch den Bischof. 4. ,,Einantwor- tung" ( = Posseß) der Kirche mit Sakristei und des Pfarrhofes durch den Vogt in Beisein der „Pfarrmenig". Schematisch verlief die Er- -setzung auf den St iftspf a rr en in folgender Weise' 38 ). Nach ein- "') 1493 Februar 24, Kolmar, befahl Maximilian I. in Ausübung des Rechtes -der „kg!. Bitte" (preces Regales) dem Pfarrer von Linz, dem Priester Passauer Bistums Georg Teuffenpegk eiu freiwerdendes Benefizium (mit oder ohne cura) -zu übertragen. Die Urkunde mit dem Kaisersiegel im Stadtarchiv Linz. l495 übergab Propst Stephan von St. Nikola über Fürbitte Maximilians I. ,dem Bartholomäus Wieser die Pfarre ,Grieskirchen. Berger F., Ans dem 16. Jahr- hundert, RH., Bd. IV (1911), S. 91. 1496 empfahl Maximilian I. den Linzer Schul- meister für ein städtisches Benefizium. Ziegler A., Linz, S. 51. 1506 Februar 14 empfahl Maximilian I. dem Abt von Kremsmünster fiir die erste freie Pfriinde -den Bruder seines Sekretärs Wolfgang, den Kaplan Bernhard Hochnleitner. 233 ) 1503 Juui 25 empfahl Hauptmann Wolfgang von Pollheim dem Abt von Kremsmünster wiederholt den Schulmeister seiner Söhne für e ine Pfarre. Stifts- :arcbiv Kremsmünster. 234 ) 1542 verhandelte der Vizedom Johann Fernberger von Eggenberg in Rom ·mit dem Propst von St. Florian und dem Vogt Weikhart von Pollheim wegen der Pfarre Vöcklabruck fiir seinen jüngsten Sohn Ulrich und versprach Verwaltung -durch einen Vikar. Als der Pfarrer im päpstlichen Monat starb, übergab Papst Paul III. die Pfarre dem Ulrich Fernberger. Da aber Bischof Wolfgang I. von Passau die Pfründe fiir den Hofmeister seines Neffen Graf Julius Salm, Dr. Wolf- gang Furtmayr aus der Diözese Eichstädt benötigte, erreichte er a ls Liebling "Ferdinands I. schon 1546 die Resignation des Ulrich Fernberger. Stülz J., Vöckla- bruck, S. 59 ff. 235 ) 1506 rekommandierte ein Rogendorfer dem Abt von Kremsmünster den S chulmeister seiner Söhne für eine erledigte Pfründe. Stiftsarchiv Kremsmünster. 236 ) Eine Präsentation von 1320 Oktober 8 an den Abt von Lambach, OOUB., Bd . V, S. 268. 237 ) Srbik H., Staat und Kirche in Osterreich während des Mittelalters, ·S. 199 ff. Die letzte Ausübung dieses Rechtes durch Kaiser Franz II. 1792 No- vember 29. Wiedemann Th., Geschichte der Reformation und Gegenreformation, J3d . I, S. 208, Anm- 4. 238 ) über Erblaßrecht des Geistlichen und Spoliation weiter unten. 20

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