Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

304 herrn, selbst für die Geistlichen ihrer Kirchen aufzukommen, denken. Man darf noch weiter bis zur Annahme gehen, daß der Adel den not- wendigen Klerus nicht nur für seine Burg·kapellen, sondern auch für seine Vogteikirchen zum größten Teil mit dem Tischtitel ausstattete. Indes scheint, nach der Zahl der clerici vagi zu schließen, das Verbot der absoluten Ordination durch das kanonische Recht entweder nicht eingehalten worden zu sein oder die Zusicherung des Tischtitels war nur äußere Formsache. Der W e i h e o r t war in der Regel Passau, nicht selten Ebelsberg 220 ) oder Enns. Die P r i m i z galt als Fest des ganzen Volkes, wozu der Primiziant bekannte Geistliche und Adelige schriftlich einlud. Nach Empfang der Priesterweihe hieß es für die mei- sten Neopresbyter auf die Suche nach einem Posten oder auf die Wan- derung gehen. B. Die Amtsbestellung. Die Weihe durch den Passauer Bischof hatte die Säkularkleriker zunächst nur zu „Priestern Passauer Bistums" gemacht, Verdienst und Anstellung zu finden war ihre persönliche Sache. Das Passauer Bistum erstreckte sich allerdings bis. nach Ungarn und es stand dem Geistlichen auch frei, in einer fremden Diözese Stellung zu nehmen. Innerhalb der Diözese Passau wirkten bayrische Geistliche in österreich 221 ) und um- gekehrt. Die aus dem Land ob der Enns stammenden Kleriker in fremden Diözesen und Klöstern 228 ), eine Teilfrage des historischen Schematismus des Klerus, sind vorläufig ganz unerforscht. Der kürzeste Weg zu einer Pfarre führte über den Für- sprecher. Je mächtiger dieser war, desto sicherer war die Aus- sicht auf eine Pfründe. Der Wert der Empfehlung wurde allerdings dadurch geschmälert, daß Hochklerus und Hochadel geleistete Dienste mit Commenden und Expektanzen entlohnten und daher die ihrem Ein- fluß unterstehenden Dienststellen und Klöster mit Empfehlungs- schreiben überlastet waren. Der Papst 220 ), der Erzbischof von Salzburg, <ler Bischof von Passau 230 ) und die hohen Kurialbeamten 231 ), der ' ' ') Schon 1255 weihte Bischof Otto in Ebelsberg 7 Priester, 6 Diakone, 9 Sub- diakone und 12 Akoly then. 1454 weihte WB. Sigismund in der Pfank irche Ebels- berg den Balthasar von Starhemberg zum Diakon. Besonders die Kleriker von .St. Florian empfingen häufig in Ebelsberg die Weihen. Rupertsberger M., Ebels- berg, S. 157. ' ' ') Der bekannte Vikar von Waizenkirchen Leonhard Käser stammte z. B. aus Raab. " 8 ) Die 11.bte von Fürstenzell Pankraz Teiche! (1496-1512) und Lorenz I. .Perger (1540-1554) stammten z. B. von Leonfelden ab. Krick L., Die stabilen K löster des Bistums Passau, S. 274. 229 ) 1505 März 1 entlohnte z. B. Papst Julius II. den Salzburger Kleriker Leonhard Ernschulmoser mit der Expektanz auf 1 oder 2 Benefizien, die ihm der .Erzbischof, das Kapitel oder der Abt von Kremsmünster zu verleihen hatten. Stiftsarchiv Kremsmünster, Urkunden. 230 ) 1504 St. Johann zu Weihnachten ersuchte Bischof Wiguleus die .Äbtissin von Traunkirchen, se in em Kanzler Prenner „auf ein fiirfallendes Leben zu ver- belfen". Landesarchiv, Kopialbuch Traunkirchen, S. '177. 231 ) 1506 empfahl der Passauer Kanzler Dr. Johann Prenner den kg!. Sekretär "Hans Hausner dem Abt von Kremsmünster fiir ein Gotteslehen, da er auf sein Ootteshaus „königl. 1. Bitte" habe. Stiftsarchiv Kremsmünster.

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