Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

292 undankbarer , wenn es gilt die A b s t a m m u n g und s o z i a l e H e r- k u n f t des vorreformatorischen Klerus zu bestimmen. Beides ist für den höheren Klerus (Bischöfe , Weihbischöfe, Passauer Kanoniker, Prä- lat en der obderennsischen Klöster) größtenteils, für die Ordensgeist- lichen t eilweise möglich, für den überwiegenden Teil der Weltpries ter aber unmöglich. Wo Quellen fehlen, ist eine Geschichtsdarstellung .nicht zu geben. Und die Quellen versagen größtenteils schon bei den Ordensprofessen. Das Mondseer Profeßbuch 53 ) z. B. verzeichnet unter Abt Benedikt II Eck (1463-1499) 44 Professen, unter Wolfgang Haberl (1499-1521) 15 Professen. Bei nur 14 Namen der ersten und 2 Namen der zweiten Gruppe sind die Abstammungsorte angegeben 54 ) . Ein Kremsmünsterer Konventualenverzeichnis von 1490 hat 26 Namen, davon 4 mit Abstammungsnamen 55 ) . Der Ablaßbrief des Raimund Peraudi (1489 Dezember 19, Linz) für Lambach zählt alle Konven- tualen auf, bei nur drei, die sämtliche Johannes heißen, ist die Ab- stammung beigefügt" 0 ) . Das spärliche Quellenmaterial ermöglicht nur das Urteil; daß der größere Teil der Kleriker Landeskinder waren und daß der Anteil Auswärtiger im allgemeinen ziemlich hoch, und zwar in den Klöstern höher als unter den Weltpriestern war. Dabei ist nicht vergessen, daß eine Reihe von Pfarren den Passauer Kanonikern reser- viert war. Der s o z i a l e n H e r k u n f t nach verteilte sich der Klerus auf alle Stände. Der Adel, und zwar der Hochadel (Friedrich V. , Graf von Schaunberg, Erzbischof von Salzburg 1489-1494, Ernst, Herzog von Bayern, Administrator von Passau 1517-1540) und der Herren- und Ritterstand war im Episkopat , im Domkapitel und in der Prälatur vertreten 57 ) . Bürgerssöhne finden wir besonders in den Be- nefizi en der Städte und Märkte, aber auch in Klöstern und unter den Pfarrern kleinerer Orte. Eine Reihe von Zeugnissen verbürgen uns die Tatsache, daß auch Söhne der Bauern und des kleinen Mannes, ja ganz Armer den Eintritt in den Klerus fanden und zu angesehenen Stel- lungen emporstiegen. Manches Priestertestament und manche Stiftung spricht eigens davon. Für den größten Teil der Gesellpriester darf die Herkunft vom „gemeinen Mann" angenommen werden. Vereinzelte Eintritte hoher Beamter in ein Minoritenkloster z. B. sind Ausnahmen und wollen als Zeichen der Zeit gewertet sein. Als Ergebnis steht fe st, daß die soziale Zusammensetzung des Klerus vielgestaltig war. Sie entsprach in ihren Schattierungen den Stellungen, welche der Kleriker beziehen sollte. Wie es hier ein groß und klein gab, so dort ein hoch und nieder, ohne daß Verschiebungen durch Tüchtigkeit und Gunst ausgeschlossen waren. 03 ) Lindner P., Das Prof eßbuch der Benediktinerab tei Mond see , AGDL. , Bd . II (1905), S. 133 ff. 64 ) Di es e s ind A : Altenburg, Landau, St. Georgen, Hallein, Bri xen , Schwans , München, Wi en , Lienz im Pus terta l, S t. Georgen , Wien, Görz, Hall st a tt, Regens- bur g. B : Alm bei Salzbmg, Kunst orf bei Münch en. " ) Di e vi er Orte s ind Ebel sberg , Wels, Steyr und Zlawning. P achmayr M., Series A bba tnm, pa g. 289 s. ") E s sind Hofkir ch en, ,,meyssa" und Linz. Origina l im Stiftsarchiv Lam- bach, Urkunden. $ ?) Vergl. diese Arbeit, Klerus und Adel.

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