Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

290 Standort der einschlägigen Archive bilden ein weiteres wichtiges Mo- ment, das beachtet werden will, wenn man den Spaten zur Quellen- forschung ansetzt. Wie vieles ist unrettbar in alle Winde zerflattert, wie manches wäre aber wie in einem Nest in greifbarer Nähe bei- sammen, nur weiß niemand davon. Ortsstudium, Übung und Ausdauer werden den Blick für solche Dinge schärfen, das übrige ist Sache der Zeit und des Glücks. b) Schwierigkeiten bei der Aufst e llun g d e r Seel- s o r g e r 1 i s t e n. Zwei g rundsätzliche Schwierigkeiten bei der Erstellung der Seel- sorgerreihen der einzelnen Orte sind die g e m i s c h t e B e s e t z u n g d er i n k o r p o r i e r t e n S t i f t s p f a r r e n mit Säkular- und Re- gularklerikern und, ausnahmslos alle Seelsorgsposten berührend, das S t e 11 v e r t r e t e r s y s t e m. Man weiß es also in den seltensten Fällen, mit wem man es auf den Inkorporationspfarren _zu tun hat, ob mit Konventualen oder mit „Laipriestern". Dazu kommt das Ober- pfarrer- und Stellvertretersystem. Eine Reihe der angesehensten kaiser- lichen und passauischen Pfarren wurde überhaupt nur als Pfründe ver- liehen. Der Inhaber residierte niemals an Ort und Stelle, sondern hatte wahrscheinlich noch einige andere Benefizi en in den Diözesen Passau, Wien, Regensburg, Salzburg, Gurk, Freising, Chiemsee u. a. inne. Für alle diese Orte, zu denen u. a. die landesfürstli chen Städte außer Steyr und Vöcklabruck gehörten, müßten daher zwei Pfarrerreihen aufgestellt werden, die der Pfründeninhaber und die der Vikare. Damit noch nicht genug, weilten aber auch diese Vikare häufig nicht an Ort und Stelle, sondern hielten sich gleichfalls Stellvertreter. Diese drei Geist- lichen, die zu gleicher Zeit im Amt waren, hießen alle „Pfarrer". Tritt daher in einem Rechtsgeschäft ein „Pfa rrer" um eine bestimmte Zeit auf, so weiß man nie, welcher der drei Reihen er angehört. Für die gleichjährige Bezeugung verschiedener Pfarrer an einem Ort ist dieser Umstand sehr zu beachten. Diese Doppelgeleisigkeit bes tand auch in der Gruppe der B e n e f i z i a t e n. Zahlreiche Benefizien waren nicht vom Inhaber, sondern von seinem Kaplan besetzt. Der Inhaber war nicht selten Dechant und Pfarrer einer anderen Pfarre. Es wurde schon früher betont, wie sehr die Halbbenefizien diese Pfründenkumulation fördert en. Gelingt es daher z. B. einmal, vom Klerus eines größeren Ortes ein geschlossenes Bild zu bekommen, so ist das Unleidliche der Umstand, daß eben Angehörige der verschiedenen Linien durcheinander- gewürfelt sind. Diese Unklarheit wird dann noch 'durch das Weglassen der Eigennamen bei den Hilfspriestern gesteigert. Der „Herr Wolf- Herrschaft Waxenberg: Georg Diemb, Pfarrer zu Gramastetten, Friedrich Ham- merschmied, Pfarrer zu Leonfelden. Lieuhar t Vogelhuber, Pfarrer zu We issen- bach, Ruprecht Müller, Pfarrer zu Oberneukirchen, Jakob Gromanstötter, Pfarrer zu St. J oha nn, Friedrich Laug, Pfarrer zu Ottenshe im, Kaspar, Vika r zu San kt Stephan bei Haslach. Hans Khöll, Pfarrer zu St. Martin bei Velden. Hand el- Mazzetti V., Die Kapelle in Haselbach, LMB., Bd. LXVI (1908) , S. ·39 f. Der Ver- fasser fand die Absch r ift un ter Akten ,der Herrschaft Ebelsberg im Bayrisch en Hauptstaatsarchiv München, ,Blechkastenarchiv P assau .

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