Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

289 Zeitungen (Tages- und Wochenblätter) und Pfarrblättern bringen gelegentlich Angaben über den Seelsorgsklerus, doch gibt es leider keine Zusammenfassung der weit zerstreuten und schwer zug·änglichen Einzelergebnisse. Die Q u e 11 e n für den historischen Schematismus zerfallen in Bild- und Schriftdokumente. Bi 1d d ok um e n t e finden sich für die angegebene Zeit vornehmlich als Stifterbilder (Altäre, Glasgemälde) und als Grabdenkmäler. Möge doch die Zeit nicht mehr ferne sein, in der jede Kirche alle künstlerisch und geschichtlich wertvollen Grab- steine und Grabplatten nicht nur sorgfältig aufgestellt, sondern auch in guten Lichtbildern der heimatkundlichen Forschung zugänglich ge- macht hat 50 ). Welch prachtvolle Gestalten von Adeligen und Geist- lichen begegnen doch dem Auge auf diesen steinernen Dokumenten. Wie reich sind manche alte Kirchen (Linz, Steyr, Lorch, Wels, Gmun- den, Schöndorf, Eferding, Altmünster, Obertalheim u. a .) an hervor- ragend schönen Grabplastiken. Man sollte nicht übersehen, daß uns in diesen Erscheinungen mit den scharf charakterisierten Gesichtern nicht tote Namen, an die sich einige geschichtliche Erinnerungen knüpfen, sondern das fleisch- und bluterfüllte Leben selbst entgegentritt. Diese Bilddokumente verdienen daher keineswegs Vernachlässigung, sondern liebevolle Beachtung und Betreuung. S c h r i f t d ok um e n t e für diese Frage sind Einkommensverzeichnisse und Pfarrhofurbare, die Vertrags- und Kaufurkunden, Kirchen-, Pfarrhofs- und Gesellenrech- nungen, Bruderschaftsbücher und Visitationsberichte, vor allem die Stiftsbriefe und Stiftsreges tenbücher. Es wird in den seltensten Fällen gelingen, eine Pfarrer- oder Kaplanliste auf einmal zu entdecken. Die Namen sind vielmehr in den Rechtsstoff eingesprengt, müssen gesehen, herausgelöst und aneinandergereiht werden. An den Urkunden und Akten ist alles, Empfänger, Aussteller, Zeugen, .,Siegler, vor allein der Text selbst (Anlaß der Stiftung, Verweisungen auf ältere Stiftungen) unter dem Gesichtspunkt der Aufstellung von Seelsorgerreihen zu be- achten. Ein Erfolg wird nur winken, wenn man sich der früh eren Rechtsverhältnisse der Pfarre und Kirche bewußt bleibt und nicht am Ort allein, sondern auch an den Sitzen der Mutterpfarre, des Lebens- herrn, des Vogtes, verschiedener in der Pfarre gelegener Herrschaften usw. Nachforschungen anstellt 01 ). Die Schicksale und der gegenwärtige 00 ) Eine Anzahl sol ch er Pries tergestalten enthält die Grabsteinsammlung ~Lichtbilder) des Johann Marz im Landesarchiv. 51 ) 1484 Apr il 26 verpfli chteten s ich z. B. 21 Pfarrer und V ikare verschiedener Herrschaf ten der Lichtensteiner, zweimal im Jahre als Gegengabe fiir den Ver- z icht des Lichtensteiners auf die Spoliat ion nach Steyregg zu rei sen und fiir die Verstorbenen der Familie Jahrtage zu halten. Die Pfarrer, von 'denen sicher eine Anzah l noch in die hier behandelte Zeit hineinlebte, wa r en in der Herrschaft Ruttens tein: Mert Seczleich, Pfarrer zu Königsw iesen, Michael Grießpeckh, Pfarrer zu Mei senbach, Hans Stainprucker, Pfarrer zu Pierbach, \Volfga ng Rönner, Pfarrer z u Schönau. In der Herrschaft Reichenstein: Wolfgang Oleutter, Pfarrer zu Wartberg, Siegmund Vimger, Kaplan zu Reich enstein, Hans Wasner, Pfarrer zu Weitersfelden. In der Herrschaft Steyregg: Wolfgang Hohenrainer, Pfarrer zu Naarn, Hans Speiler, Pfarrer zu St. Pantaleon, Georg Hirsch!, Pfarrer zu A lten- burg, Lienhart Striettel. Pfarrer zu Haselbach, Christoph Hohenperger, Pfarrer zu St. Peter in der Au, Hans Schmid!, Pfarrer zu München bei Ebelsberg. In der 19

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