Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

287 J ahren Priester wurden, förderte die Ausbildung der Empfehlung. Be- sonders berühmte Klöster nahmen es mit der Empfehlung sehr genau. Ein Fürwortschreiben eines Bischofs, Abtes oder bekannten Adeligen war fast unerläßlich 40 ). Dennoch war das Ergebnis dieser Vorsichts- maßregel im Zusammenhalt mit dem mangelhaft en Studienweg und der allgemeinen kirchlichen Lage keineswegs befri edigend. Zusammenfas send ergibt sich, daß ein einheitlicher Studienweg für Kleriker nicht bestand, daß die Anforderungen an das theologische Wissen die denkbar bescheidensten waren und daß daher der tatsäch- liche Bildungsstand des Klerus durchschnittlich nicht hoch war. Ein Zeitalter der Verschulung hat begreiflich Mühe, das freie Selbstwachsen und den eigenen Einsatz der Kräfte anzuerkennen und neigt dazu, alles nach Zeugnissen zu bemessen. Doch sind irgendwelche Antriebe zum geistig·en Wachstum nötig. Es ist g·ewiß richtig, daß der angehende Kleriker aus einer tiefgläubig·en Umwelt hervorging und wie von selbst in den geistlichen Stand hineinwuchs. Dennoch kann das •geringe gei- stige Rüstzeug in Verbindung mit den angeeigneten Fertigkeiten nicht den Anspruch auf die Weisheit erheben, die des Pries ters Lippen be- wahren sollen. Einige humanistisch angehauchte Äbte und vereinzelte Weltpriester können an diesem Urteil nichts ,ändern. Einzig das fe rner stehende Mondsee bildete ein Erhebung· im Flachland. Das Land ob der Enns hat te bei Ausbruch der Reformation keine einzige hervorragende geistliche Feder , der Klosterhumanismus versagte in der entscheidenden Stunde. Als später in der Landschaftss chule in Linz ein starkes geistiges. Zentrum des Protestantismus erstanden war, wurde der Schaden lang·- jähriger Versäumnisse klar. Die katholische Seite hat te der mit revo- lutionärem Schwung· vorgetragenen Bewegung zunächst nur Rechtsver- w·ahrungen und _landesfürstli che Erlasse entgegenzustellen. Die ersten Versuche innerer ka tholischer Erneuerung erfolgten erst im letz ten Drittel des 16. J ahrhunderts. Hätte nicht die Haltung der Landesfür sten unter jahrzehntelangen, verzweifelten politischen Kämpfen mit den lutherischen Landständen die Sammlung und die Erneuerung der ka- tholischen Kräft e ermöglicht, wäre der Katholizismus im Land ob der· Enns ausgetilg t worden. 4. Zum Personalschematismus des vorreformatorischen Klerus 1490-1525. A. Allgemeine Wahrnehmungen. a) V o r a r b e i t e n u n d Q u e 11 e n. Vorarbeiten für einen historischen Schematismus des Klerus im Land ob der Enns best ehen nur wenige. Weder für die Orte mit den günstigsten Vorbedingungen, Klöster und Städte, noch für die größeren und kleinen Pfa rreien kann Abschließendes gesagt werden. Keines der alten Dekanate ist erschöpfend behandelt. Es verst eht sich von selbst, daß die so dankenswerte Erforschung· di eser Frage sich. nicht auf einen Zeitstreifen wie 1490-1525 beschränken dürfte, son-- • 0 ) Czerny A. , Geschäftsl eben, S. 10 ff.

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