Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

285 nügsam für das Noviziat oder den Beginn der theologischen Studien ausgerüstet" 34 ) . Ein schmalerer Weg ging über die K 1o s t er- und S t a d t s c h u 1e n, in denen man sich etwas von der heutigen Mittel- schule aneignete, in das theologische Studium, das für Ordenskleriker im „Hausstudium", für ang·ehende Weltpriester in einer halb- bis zweijährigen Ausbildung in P a s s au oder einer anderen deutschen Hochschulstadt bestand. Manche Klöster, z. B. Schlägl, schickten ihre Kleriker grundsätzlich nach Passau 35 ) . Vom theologischen Studium in der Bischofstadt verschieden war die Ausbildung an einer Uni v e r- s i t ä t, zu der nach Aneignuno- der Elementarkenntnisse der dritte, schmalste Weg führte . Der geistliche Universitätsstudent kann ge- wöhnlich weit herum, studierte auch einige Semester an r eichsdeuts chen Universitäten und unterschied sich von dem weltlichen Wander- studenten, der sich in halb Europa herumtrieb, wenig. Nicht ganz selten traten solche weltliche „bemooste Häupter" nach langjährigen Wander- fahrten in ein Kloster ein, ohne daß sich ihr unbändiger Wandertrieb im Mönchshabit verloren hätte. Ges talten wie der Kremsmi.insterer Kon- ventuale und spätere Welser Benefizi at Lorenz Mitternauer stellen einen Typus ihrer Zeit vor 30 ) . Einig·e von diesen Theologen erwarben sich die Magisterwürde. Das dem Adelsprädikat g·leichgestellte Doktorat der Theologie, des kanonischen Rechtes (,,Dr. sacrorum canonum", ,,Dr. in decretis", ,,Dr. decretorum"), der Philosophie (,,Dr. artium") und beider Rechte fand sich fast ausschließli ch nur bei Passauer Domherren und Kurialbeamten. Ausnahmsweise kamen zwei und drei Doktordiplome zugl eich vor 37 ). Ge f ö r d e r t wurde das Universitätsstudium durch 34 ) Czerny A ., :Aus dem geistlichen Gescbiiftsleben, S. 12. 35 ) Propst Andreas I. Rieder (1444-1481) hatte in 'Passau für se ine Kleriker ,e in H a us zur Wohnung gekauft. Ohne Zweifel spielte au~b die persönli che Freund- schaft des Propstes mit Dr. Pa ul Wann eine Rolle. Pröll L., Slcblügl, S. 97 f . 3 6 ) Das Leben dieses Mannes i st e ine Mischung von Wanderstudent, Lands- knecht und ,Geistli chen . Es ist unsicher , ob er ein Kind des Land es war, doch interess ierte er s ieb stets flir das Land ob der Enns und hatte gute Verbindungen im L ande. Er t a ucht zu er st in der Schweiz a uf , wo er den berühmten Nikola us von der Flüe besuchte, ging dann viellei cht nach Tri er, das er kannte und studierte 1484 in Erfurt. Nachdem er wegen einer blutigen Scblägerei imit anderen Studenten fast 1 Jahr eingekerkert war, :und 1486 bei der Wabl Maximilians I. in Frankfurt a . M. zum römi schen König geweilt h a tte, trat er in den Kriegsdienst. 1490 war er a l s „stipend iatus " des Abtes von Gleink bei der Eroberung von Stuhlweissenburg, 1491 ·wurde er durch einen Pfeilschuß bei der Belagerung der Ungaruschanze in Ernst- h ofen verwundet. Dann scheint er in den geis tlich en Stand eingetreten zu se in. 1503 und 1506 besuchte er die Passauer Synoden, 1513 war er in Innsbruck, 1518/19 Pfarrverweser in Wels und Zeuge der letzten Augenblicke Max imilians I. 1518 und 1522 machte er als Hobenfelderscber Benefiziat in Wels rei che Stiftungen, die seinen wohltätigen Sinn bezeugen. Er lebte noch bis 1544. Mitteruauer war ·eine derbe Landsknechtsnatur im geistli chen Kleid, burschikos i n seinen Aufzeich- nungen und Äußerungen, aber, soviel zu ersehen ist, ein Mann mit dem Herz auf ,dem rechten Fleck. iüber ihn handeln Czerny A., Chronik-Aufzeichnungen eines Oberösterreichers aus der Zeit Kai ser Maximilian I., LMB., Bd. XXXII (1874), S. 3 ff. Scbiffmann K., Annalistiscbe Aufzeichnungen, AGDL., Bd. II (1905), ·S. 257 ff. Newn ld R., Beiträge zur Geschichte des Humanismus in Oberösterreich, JBM., Bd. LXXXI (1926), S. 177. 37 ) Dr. Pnul Wann war Dr. decret. et theologiae, sein Nachfolger Dr. Michael Lochmayr Dr. a rtium, decretorum et tbeologiae. Kri ck L., 33 a lte Passauer, S. 12 .und 14.

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