Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

281 freien Besetzung· wurde ein Privileg, 1um dessen Bestätigung· die päpst- lichen Legaten immer wieder angegangen wurden 23 ). Eine S o n d e r- s t e 11 u n g im Klerus hatten die Me n d i k a n t e n inne. Die groß- artig·en Privilegien bezüglich Beichte und Predigt, die den Pfarrzwang sprengten, und die Stadtklöster brachten die Mendikanten in einen ge- wissen Gegensatz zum übrigen Klerus. Die Dominikaner waren nur bei schärfstem Widerstand Garstens nach St eyr gekommen und die Kanne- liten in Mauthausen hatten ihren stärksten Gegner in St. Florian. Ein ausgesprochener Gegner der Beichtvollmachten der Mendikanten war der Passauer Offizial und oftmalige Rektor der Wiener Universität Dr. Johannes Kaltenmarkter (t 1316)") . Dagegen war der Adel seiner alten Vorliebe für die Mendikanten treu geblieben, wie die Gönner- schaft der Häuser Schaunberg· (Pupping), Losenstein (Dominikaner in St eyr), Pollheim-Wartenburg (Obertalheim) und Prag (Karmeliten in Mauthausen) dartut. Im allgemeinen mußte das Fehlen eines lcirch- lichen Mittelpunktes im Lande und die starke Vormachtstellung der Klöster in der vorreformatorischen Zeit ein merkliches Übergewicht des Ordens- über den Weltk lerus nach sich ,ziehen. 2. Die äußere Erscheinung des Klerus. Außer der allgemeinen Trachtenkunde stehen zum Studium der Geistlichen der behandelten Zeit als Bilddokumente die Holzschnitte und Porträts von Geistlichen als Einzelpersonen oder in Massenszenen, die Stifterbilder 'auf Leinwand, Holz und Glas, Denkmünzen und Siegel, Grabplatten und Grabplastik zur Verfüg·ung. Das Bild wird ergänzt durch Kleidervorschriften von Synoden und gravamina der weltlichen Stände über unpriesterliche Kleidung, durch Priestertestamente und Inventa re, durch Beschreibungen geistlicher Trachten, Bestellungen von solchen und Rechnungen darüber, durch alle auf amtliche und außerdienstliche Kleidung des Klerus bezüg·liche schriftlich festge- haltenen Äußerungen, z. B. zeitgenössische Satyre und Polemik. Die Kleider machten damals in einem besonderen Sinn die Leute. Das Kleid galt allgemein als Standestracht, Verletzungen irgendwelcher Art waren Vergehen g·egen Ehre und Brauch des Standes. Der Trieb, auch äußerli ch mehr zu scheinen als was des Standes war und eine satt-behäbige Freude an stattlicher Tracht erzeugten in allen Ständen einen Kleiderluxus, der sich am deutlichsten an den massenhaft einge- führten kostbaren Seidenstoffen, Tuchwaren und Pelzsorten der Märkte und - an den maximilianischen Kleidervorschriften für alle Volks- schichten studieren läßt. Der Klerus blieb nicht nur nicht' frei von Modetorheiten und Kleiderprunk, sondern machte diese Dinge ziemlich ungehemmt mit. Schon die Passauer Synode iVon: 1470 verbot rotes oder grünes Tuch, gestickte Ärmel und Schuhe, vergoldete Zäune und Abtes auf Ein- und Absetzung der Pfarrer nach eigenem Gutdünken. Heimatbuch Seewalchen a. A., S. 32 f. 23 ) So Kardinal Carvaj a l durch Abt Joha nnes I. Schreiner von Krems- münster (1505- 1524). Hartenschncider U., Kremsmünster, S·. 109. 24 ) A ll gemeine deutsche Biographie, Bd. XV, S. 45.

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