Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

280 dieser Hilfsgeistlichen erfährt man aus Visitationsberichten, in denen sich der Pfarrer als Selbander, Selbdritter, Selbfünfter usw. bezeichnet. Große Pfarren mit einem Netz von Filialen verlangten dauernd eine bestimmte Anzahl von Gesellen, so daß diesen gewisse Rechte zufielen. Indes begründete die weitgehende Rechts- und Existenzunsicherheit dieser Gesellen, ihre große Zahl und das Substitutenwesen auch in ihren Reihen ein klerikales Proletariat, über dessen Bedeutung für die Anfänge der Glaubensspaltung man sich keiner Täuschung hingeben darf. Der U n t e r s c h i e d z w i s c h e n S ä k u l a r- u n d R e g u l a r- k l e r u s erhellte schon aus den Namen „Pfaffen" und „Mönche". Der teutsche Schulmeister Leonhard Eleutherobius von Linz wünschte 1524 in seiner Vorrede zu einem Traktat Bugenhagens „allen Geistlichen (wie mans nennt) zu Linz, Mönchen und Pfaffen, auch andern Schwestern und Brüdern, Fried', Barmherzigkeit'" 0 ). 1490 sagte Christoph von Zel- king in seinem Testamente über seine zwei jüngeren Söhne, den einen könne sein Schwager Bernhard von Pollheim zu einem „Pfaffen", den anderen Wolfgang von Pollheim zu einein „Hofmann" machen. Doch erhielt das Wort „Pfaff" im 16. ,Jahrhundert eine verächtliche Bed_eu- tung und galt unter Umständen als Schimpfwort 20 ) . Die protestantische Polemik behielt den Unterschied das g·anze 16. J ahrhundert hindurch bei. Das Volk nannte den Weltpriester zum Unterschied vom Regularen ,,Laipriester". Das Ansehen des Laipriesters war an und für sich ge- ringer als das eines Mönches. Die Frage der B e s e t z u n g d e r Stiftspfarr e n mit Konventualen oder L a ipri estern war trotz der zweimaligen Ordensreform des 15. J ahrhunderts ungelöst geblieben. Da Nikolaus von Cusa in der Pfarrseelsorge der Regularen zwar eine Schädig·ung der Ordensdisziplin erblickt, die Entscheidung jedoch der Klugheit der Äbte anheimgestellt hatte 21 ), blieb es bei der schwankenden Praxis der vergangenen J ahrhunderte 22 ) . Das Recht der 1 9 ) Vergl. das Lichtbild, Tafel Nr. 1G uud Haupach B., Evangelisches Öster- reich, Bd. II, S. 42 , Beilagen. 20 ) 1579 wollte der Pfarrer von We i tersfeld en, Christoph Rösch, u m L ichtzeit vom Markt Weißenbach heimreiten, a ls e in Krämer von Enns mit einer Halbe Wein zu ihm auf die Gasse trat. Unterdessen giug der Pfaner von Weißenbach mit einer Fiedlerin vorüber und sagte nach sei ner Gewohnheit: ,.Engel, 'l'eufel, Engel, 'l'eufel, was do, was do 1" Rösch: ,.Herr Bruder Pfaff, ich. will <dir e ins bringen." Da lief der Pfarrer herzu, schrie: ,.Wer heißt mich einen rr,; ffen, es muß einer ein Schelm und Dieb sein, der mich einen Pfaffen heißt" und hieb auf Roß und Reiter e in, bis ihn der Schlag eines Dritten zu Boden streckte. Da Rösch außerha lb des Marktes vom Schulmeister u nd 3 Männern angehalten und vom Marktrichter in Ket ten gelegt, e ingesperrt wurde, ging er 1580 Jänner ü Hans Hahn zu Reichenstein um Genu gtuu ng an. Au s dem „Notizenblatt", Beilage zum AOG., Bd. IV (1854), S. 529 f. abgedruckt bei Frii hwi rth F., Weitersfelden in Ge- schichte und Sage , Heimatland, 1932 , Nr. 21. ") Zedinek W., Die rechtliche Stellung der klösterlichen Ki r ch en, S. 186 ff. ") Rohrbach z. B. war bereits seit 1321 mit Weltpri estern besetzt, d ie jiihr· li eh 4 Pf. d an Sch lägl und 1 Pf. d an die Domku stodie nach Passau zu entrichten hatten. Strnadt J., Velden, S. 233, Anm. In der Mi chaelbeuern inkorporierten Pfarre Seewal ch en waren Weltpriester Seelsorger. 1491 September 25 erteilte Bi - schof Chri stoph von P assau dem Abte das Recht der freien Präsentation und nach der Resignation des Pfarrers Johann Riedinger bezog der Stiftskapitular P. Michael Zwicker die Pfarre. 149G März D.2 erweiterte der Bischof das Hecht des

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