Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

276 Die Prä 1a tu r des Landes bestand aus den : Vorständen der 13 landständischen Männerklöster, und zwar der Benediktinerklöster Kremsmünster, Mondsee, Garsten, Gleink und Lambach, der Zisterzen in Wilhering, Engelszell und Baumgartenberg, der Augustiner Chor- herren St. Florian und Waldhausen, der Prämonstratenser in Schlägl, des Kollegiatstiftes Spital a. P. und des Männerklosters des Hl. Geist- ordens in Pulgarn. Daneben bestehen drei weibliche Landklöster, der Benediktinerinnen in Traunkirchen, der Zisterzienserinnen in Schlier- bach und das Frauenkloster des Hl. Geistordens in Pulgarn. Die Vor- stände der fünfz ehn Häuser (ohne Mondsee) 5 ) bildeten in politischer Hinsicht den Prälatenstand, der auf den Landtagen die kirchlichen Fragen vertrat und die Rechte der Grundherrschaften in rechtlicher und finanzieller Hinsicht wahrte. Die Äbtissinnen der zwei Frauenklöster in Traunkirchen und Schlierbach und die Meisterin des Frauenklosters Pul- garn g·ehörten dem Prälatenstand zwar an, erschienen aber auf den Landtagen nicht. Die Interessen von Traunkirchen und Schlierbach vertrat, soviel ich sehe, der Abt von Kremsmünster, Pulgarn hatte im Prior des Männerklosters seinen Anwalt. Den Vorsitz im Prälatenstand führte der Abt von Kremsmünster. In diesem Kloster wurde auch das Archiv des Prälatenstandes verwahrt. Die Obern der Mendikanten, die Guardiane von Linz, Enns, Wels, Pupping ;und die Prioren von Steyr, Obertalheim und Mauthausen, wechselten entsprechend ihren Ordens- statuten und kommen als Personen für diese Arbeit weniger in Frage. An der Spitze des niederen Klerus standen die D e c h an t e (decani, archidiaconi). Sie waren die Rechtsnachfolger der älteren Ar ch i d i a k o n e, deren Befugnisse und Aufgaben teilweise die Bi- schöfe beziehungsweise die Weihbischöfe, teilweise die Dechante über- nommen hatten. Die Verwandlung der Archidiakonate in Dekanate läßt sich im Land ob der Enns t eilweise verfolgen. Während die ältere Passauer Matrikel des 14. Jahrhunderts von einem Archidiakonat Lam- bach (Sitz Wrichdorf = Vorchdorf) und dem Archidiakonat Lorch mit den zwei Dekanaten Lorch und Naarn spricht"), bezeichnet die PM. des 15. Jahrhunderts Lorch und Gallneukirchen einfach als Dekanate, be- hält aber für Lambach die Bezeichnung Archidiakonat bei. Für Passau und Mattsee stehen die gleichen Rechtstitel. Bemerkenswerterweise zeigte der Amtstitel Archidiakon eine längere Lebensdauer als die Sache, auf der er beruhte. Noch um 1490 war der spätere Passauer Bischof Wig·uleus Fröschl von Marzon Domdekan und „Archidiaconus Lambacensis" 7 ). Und der Pfarrer von Gmunden Dr. Leonhard Althamer (1601-1628) bezeichnete sich als „Archipresbyter et Decanus Archi- presbyteratus Lambacensis, Kirch- und Pfarrherr zu Gmunden" 8 ) . Erst als die offizielle Neuordnung der Dekanate 1632 das Archidiakonat Lambach in zwei Dekanate (St. Georgen i. A. ·und Gaspoltshofen) zer- 6 ) 1506 kam die Herrschaft Wildenegg und daher Mondsee an ,.Maximilian I., der aber das Gebiet im selben Jahre an Salzburg verkaufte, wo es bis 1566 blieb. Chronicon Lunaelacense p. 290 ss. et p. 343 s. •) Mon. Boic., Co!!. Nova, XXVIII, II, 488. 7 ) Kri ck L ., Das ehemalige Domst ift Passau, S. 223. 8 ) Krackowizer F., Gmunden, Bd. II, S. ß2.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2