Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

275 lung von Weihbischöfen, von denen manchmal gleichzeitig zwei ver- bürgt sind. Der Weih bis c h o f (,,domini Pataviensis in spiritualibus cooperator") vollzog in der Reg·el die bischöflichen Amtshandlungen (Kirchen- und Altarskonsekrationen, Firmung und Priesterweihe, Vi- sitationen). Nur selten amtierte der Bischof selbst, ausnahmsweise nahmen Bischof und Weihbischof zugleich eine bischöfliche Funktion vor. Es handelte sich dann um eine Auszeichnung für ein Kloster oder ein Herrenstandsgeschlecht. In der Reihe der Weihbischöfe begegnet uns a ls einziger obderennsischer Adeliger gerade in der behandelt en Zeitspanne Bernhard Meurl von Leombach (Weihbischof von 1494 bis 1526). Die Verwaltungsgeschäfte für das Land ob der !Enns führte der „Offizial ob der Enns" in Passau. Aus dem ihm häufig beigelegten Titel „Generalvikar" darf man wohl · schließen, daß er eine Person mit dem gleichbenannten Dignitär des Domkapitels war. Der Weihbischof und der Offizial waren die für den Klerus unmittelbar in Betracht kommen- den kirchlichen Vorgesetzten. Das Offizialat des Landes ob der Enns bildete als Abteilung der Passauer Kurie die Verwaltungskanzlei für Österreich ob der Enns. Das D o m k a pi t e 1 bestand nach der Diözesanmatrikel von 1506 aus dem Dompropst, dem Domdekan und 26 Kanonikern, seit der Mitte des 16. Jahrhunderts außer den 2 Digni- tären aus 23 Kanonikern, doch waren 2 Kanonikate stets unbesetzt. Von den 21 Kanonikern waren 13 , Canonici capitulares seu numerarii mit Sitz, Stimme und vollem Einkommen, 8 Canonici domicellares seu supernumerarii. Ein Domkapitular sollte mindestens 22, ein Domicellar mindestens 14 Jahre1alt sein. Die Domicellaren hatten bis zur Erlan- gung eines Kanonikates Studien zu betreiben. Aufnahmsbedingung war adelige Abkunft mit Almenprobe oder ein akademischer Grad der Theo- logie oder des kanonischen Rechtes. Die Domkapitulare waren häufig gleichzeitig Mitglieder anderer Domkapitel, die Kanonikate wurden auch ari Bischöfe fremder Diözesen verliehen. Wurde ein Passauer Domherr Bischof einer auswärtigen Diözese, z. B. von Chiemsee, La- vant, Seckau, Gurk, so behielt er das Passauer Kanonikat bei. Auch im Passauer Domkapitel finden sich Mitglieder ,des obderennsischen Adels, und zwar als Pröpste 2 ), Dekane 3 ) und Kanoniker 4 ). 2 ) Johann I. von Scherfenberg, 1381 Bischof von Passau. Paul I. von Pollheim t 1440. 3 ) Wichard vo n P ollheim t 1268, Wolfker von Aistersheim t 1353, Otto V . von Lonstorf t 1345. 4 ) Von um 1500 aus g es t o r b e n e n Ge s c h 1 echter n Capellen (Chun- rad 1293, Pilgrim 1325, Hartung 1463} und Falkenstein (Cbalhoh 1238, Chalhoh jun. 1264, Rudolf 1312). Von Herren g es c h 1 echter n Losenstein (Gundacker "j- vor 1379, Berthold 1380), Pollheim (Gottfried 1184, Gundacker t 1293, Johann t 1380, Hans 1411, Bernhard, t 1504 a ls ernannter Bischof von Vesprim), Traun '(Leutold 1210, Gumpold 1220, Johann 1410, Leutold 1423}, Schaunberg (Friedrich 1322, Leutold 1325, Otto t 1344, Chunrad t 1356, Albrecht, 1461 aus dem geistlichen Stand ge- treten), Scherfeuberg (Ulrich t 1355, Dominik 1406) , Starhemberg (Wichard t 1326, Eberhard 1353, Balthasar i" 1494), Volkensdorf (Heinrich t 1395), Zelking (Stephan t 1325) . Von Ritter g es c h 1 echter n: Aistersheim (Hadamar t 1419). Hohen- feld (Christoph 1482, aus dem geistlichen Stand getreten, Georg t 1448, Erasmus t 1543). Hörleinsperger (Siegmund 1501), J agenreuter zu Pernau (Georg t 1448), Müllwanger zu Grueb (Koloman t 1418). Sinzendorf (Albrecht t 1521). Krick L ., Das. ehemalige Domstift Passau, an verschiedenen Stellen. 18*

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